Das Bühnenbild von Peter Pabst wird von einem riesigen Felsen dominiert (Kostüme: Marion Cito). Ein Wasserlauf und sprühender Regen bilden außerdem die weiteren visuellen Schwerpunkte dieser ungewöhnlichen Arbeit. So kommt es immer wieder zu einem rasanten Kreislauf ständigen Werdens und Vergehens. In wildem Wasserrausch gipfeln die Verführungskünste in einem emotionalen Tumult. Mit diesem Spätwerk "Vollmond" schuf Pina Bausch ein Destillat ihres künstlerischen Lebens.
Das facettenreiche Bühnenbild von Peter Pabst lässt Gläser und Steine erkennen, die sich mit Musik, Poesie und Tanz in geheimnisvoller Weise verbinden. Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch agiert manchmal durch stilvolle Zurückhaltung. Im Zentrum steht ein mondähnlicher Felsen im Spiegel einer endlosen Nacht, in der die 14 Tänzer spannungsvoll agieren. Und es gibt immer wieder den großen Regen wie in dem gleichnamigen berühmten Hollywoodfilm.
Das zweiteilige Werk besteht aus szenischen Fragmenten, wobei Musiktitel von Magyar Posse ("The Endless Cycle of Violence"), Tom Waits ("How's It Gonna End"), Leftfield ("Rino's Prayer") oder Balanescu Quartet ("Life and Death", "Aria") ausdrucksstark in tänzerische Formen umgesetzt werden. Zuweilen gibt es sphärenhafte Verbindungslinien zwischen Himmel und Erde - und einzelne Tänzer springen wie Gazellen über den unheimlichen Felsen, der sich manchmal fast zu bewegen scheint.
Männer machen hier gefährliche Dinge, um Frauen zu imponieren. Die Frauen sind dabei jung und stark, sie kommandieren die Herren herum, verteilen aber auch Küsschen oder lassen sich den Büstenhalter öffnen. Nackte Füße huschen über den nassen Tanzboden, die Tänzer vollführen immer wieder raffinierte und waghalsige Kunststücke. Das Wasser steigt und schlägt gewaltige Wellen, es gibt expressive solistische Einlagen.
Weitere Songs von Amon Tobin und Kid Koala ("Untitled"), Jun Miyake ("Lilies of the Valley"), Rene Aubry ("Memoires du Futur 1"), Nenad Jelic ("Pefto"), Cat Power ("Werewolf") sowie "To the Hills"" mit Alexander Balanescu and the Balanescu Quartet lassen die Zeit verschwinden. Die 46 Tanzstücke werden von der geradezu überschäumenden Atmosphäre beherrscht, die sich bis zu einem orgiastischen Delirium der Körper zuspitzt.
Amon Tobin ("Yasawas", "Fat Ass Joint", Ruthless"), Sublime et Jun Miyake ("Au Clair De Lune"), Siegfried Ganhör, To Rococo Rot ("The River Flows and All Is Well") und Marasma ("The bed and the window") untermalen als weitere Musiknummern diese tänzerische Feier als ausgelassenes Fest des Lebens in all seinen Schattierungen. Manchmal werden sogar Gespenster beschworen. Es ist ein tiefgründiger Blick auf die Wirklichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Manche Bilder wirken stärker, andere schwächer. Immer aber bleibt ein geradezu magischer visueller Eindruck zurück. Es ist vor allem ein überaus virtuoses Spiel mit Tanz und Wasser.
Jubel, viel Applaus.