Sobald das Licht im Herrenhaus erlischt, schleichen sich die Tiere aus ihren Ställen. Old Major, der alte Zuchteber, hat sie zusammengerufen, um ihnen seine Botschaft zu verkünden: »Revolution! Alle Menschen sind Feinde. Alle Tiere sind Freunde.« Zunächst in heller Aufregung, ergreifen die Tiere schneller als gedacht ihre Chance: Mit viel Getöse jagen sie den brutalen Bauern vom Hof. Die Knechtschaft ist beendet, die Farm gehört ihnen – die Farm der Tiere. In völliger Eintracht arbeiten sie Seite an Seite für ein besseres Leben. Sie verhelfen der Farm zu neuem Glanz und sind glücklich. Oder etwa nicht?
Die Tiere versuchen sich zu erinnern: Hatten sie nicht demokratisch beschlossen, dass alle gemeinsam für das Wohl der Farm sorgen? Jeder den gleichen Beitrag zu leisten hat und dafür seinen entsprechenden Anteil an Futter bekommt? Doch die Schweine propagieren eine andere Regel: »Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.« Hatten sie sich wirklich darauf geeinigt? Es wird schon stimmen, denken sich die übrigen Tiere und verlassen sich auf die Worte der klugen und redegewandten Schweine. Somit geraten sie immer tiefer in einen Strudel aus Lügen, Intrigen, Gewalt und Angst. Die einstige Philosophie der Gleichberechtigung wird zusehends umgekehrt in eine Diktatur.
George Orwell veröffentlichte seinen Roman 1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Zwar verweist er in seinem Nachwort explizit auf das politische System Sowjetrusslands, dennoch ist seine satirische Fabel als eine Beschreibung gescheiterter Revolutionen überhaupt zu lesen. Die Regisseurin Daniela Löffner, die bereits mehrfach am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitete und deren letzte Inszenierung am Deutschen Theater Berlin zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, bewegt sich in ihren Arbeiten zwischen äußerst präzisen Feldstudien der menschlichen Psyche und wirkungsmächtigen Theaterbildern.
Mit: Maëlle Giovanetti, Julia Goldberg, Jonathan Gyles, Paul Jumin Hoffmann, Torben Kessler, Alessa Kordeck, Kilian Land, Jan Maak, Kilian Ponert, Karin Pfammatter, Thiemo Schwarz, Hanna Werth —
Regie: Daniela Löffner
Bühne und Kostüm: Claudia Kalinski
Musik: Matthias Erhard
Dramaturgie: Judith Weißenborn