Als die Menschenmenge im Tempel einen letzten Versuch wagt, die Götter um Gnade anzuflehen, stellt das Orakel das Volk vor eine alles entscheidende Prüfung: Dem König wird Heilung versprochen, sollte sich jemand für ihn opfern. Wer ist bereit, sein Leben zu geben für das des Königs?
Mit „Alceste“ schuf Christoph Willibald Gluck 1767 auf der Basis der Tragödie von Euripides eine kompromisslose Komposition. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die spätbarocke Oper zu einem inhaltsleeren Spektakel für virtuose Kastraten und Starsänger. Gluck hingegen rückte das Drama ins Zentrum und gab dem Genre eine neue Schärfe und Verständlichkeit. Die Musik steht nun im Dienste des Dramas. Mehr als 100 Jahre nach Claudio Monteverdi war Christoph Willibald Gluck damit der zweite große Opern-Erneuerer in Europa. Glucks Reform-Opern sind Produkte der europäischen Aufklärung und entstanden in Zeiten großer gesellschaftlicher und politischer Veränderungen. Das alte Regime näherte sich dem Ende, das Bürgertum gewann an Kraft und Einfluss. Gluck war einer der ersten Komponisten, der dem neuen bürgerlichen Selbstverständnis und Gefühl eine musikalische Stimme gab. Während in der Barockoper Götter und mythologische Helden im Zentrum stehen, wählte Gluck eine Frau aus Fleisch und Blut als Protagonistin. Eine Frau, die frei über ihr Schicksal bestimmt.
Es war René Jacobs, der Johan Simons vorschlug, gemeinsam eine Neuinszenierung der selten gespielten italienischen Fassung von „Alceste“ zu realisieren. Der berühmte Barockdirigent, der im vergangenen Jahr bei der Ruhrtriennale eine Aufführung von Haydns „Schöpfung“ dirigierte, findet manche Stellen aus Glucks hochdramatischer Oper sogar „noch besser als bei Euripides“. „Mit Worten lassen sich vielleicht nur 60 Prozent dessen sagen, was Alceste in ihrem Inneren fühlt“, so Jacobs, „aber zwischen den gesungenen Zeilen hat Gluck Orchestermotive eingebaut, die uns weit mehr über die Figur der Titelheldin sagen.“
Alceste - Birgitte Christensen
Admeto - Thomas Walker
Ein Herold, Oberpriester des Apollo, Apollo, Ein Gott der Unterwelt - Georg Nigl
Ismene - Kristina Hammarström
Evandro - Anicio Zorzi Giustiniani
Aspasia - Alicia Amo
Eumelo - Solist der Chorakademie Dortmund
Chor MusicAeterna, B'Rock Orchestra
Musikalische Leitung René Jacobs
Regie Johan Simons
Bühne Leo de Nijs
Kostüm Greta Goiris
Licht Dennis Diels
Sounddesign Will-Jan Pielage
Dramaturgie Jan Vandenhouwe, Jeroen Versteele
Mit freundlicher Unterstützung von der Stiftung Pro Bochum.
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Weiere Infos: www.ruhrtriennale.de.