Tony Kushners von Fantasie überbordendes Theaterepos, das 1993 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, stammt aus der Geburtsstunde des Neoliberalismus, der Reagan-Ära. «Engel in Amerika» ist auch heute die immer noch gültige, schonungslose Analyse einer Gesellschaft, die einen kollektiven Infekt in sich trägt und damit ringt, dessen Existenz zu akzeptieren. Dass Kushner darin mit Roy Cohn dem ehemaligen Anwalt des zurzeit amtierenden US-Präsidenten ein literarisches Denkmal setzte, ist dabei weit mehr als ein Augenzwinkern der Zeitgeschichte.
Der australische Regisseur Simon Stone liest Kushner aus der Perspektive unseres Jahrtausends, in dem der neoliberale Geist sich unwidersprochen in allen Lebensbereichen eingenistet hat. Seine mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnete Inszenierung kommt nun nach München, wo mit dem Aids-Memorial des Künstlers Wolfgang Tillmans an prominenter Stelle in der Stadt an die Opfer der Krankheit und an die Menschen erinnert wird, die heute mit Aids leben.
aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
TEIL I: DIE JAHRHUNDERTWENDE NAHT ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause
TEIL II: PERESTROIKA ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause
Dauer Teil I und II: ca. 5 Stunden und 30 Minuten inkl. Pausen. Zwischen Teil I und II findet eine Pause von ca. 45 Minuten statt.
Inszenierung Simon Stone
Bühne Ralph Myers
Kostüme Mel Page
Musik Stefan Gregory
Licht Cornelius Hunziker
Dramaturgie Almut Wagner
Mit: Benito Bause, Pia Händler, Barbara Horvath, Florian Jahr, Roland Koch, Nicola Mastroberardino, Myriam Schröder, Michael Wächter
Seit der Spielzeit 2019/2020 angekündigt, coronabedingt mehrfach verschoben, findet nun endlich die Münchner Premiere von Simon Stones gefeierter Inszenierung statt. Das Residenztheater ist das einzige Theater weltweit, das sowohl ENGEL IN AMERIKA von Tony Kushner als auch DAS VERMÄCHTNIS von Matthew Lopez auf dem Spielplan hat (ab Dezember 2022 wieder im Resi zu sehen).