Illusionistische Räume sucht man in dieser Inszenierung der "La Traviata" von Andreas Homoki vergebens. Die Bühne, eine spiegelnde, leicht schräg abfallende, glatte Fläche: sie symbolisiert das glänzende Parkett, auf dem Violetta sich bewegt, dient als Metapher für den trügerischen Schein. Zwar lebt sie ein luxuriöses Leben, unterhält einen Salon, in dem sich tout Paris trifft, aber gesellschaftliche Anerkennung wird ihr als Kurtisane keineswegs zuteil. Dann trifft sie die Liebe ihres Lebens. Als Alfredo und Violetta sich ihre Liebe gestehen, sprießen weiße Blumen aus dem Boden. Die Kostüme, in schwarz und weiß gehalten, strahlen Eleganz aus. Andreas Homoki vermeidet sinnliche Schwülstigkeit und setzt in seiner Inszenierung auf kühle Sachlichkeit. Jede Bewegung scheint durch choreographiert, was bei den Chorauftritten am auffälligsten ist. Emotionale Ausbrüche werden ebenfalls eher zurückhaltend gehandhabt. Auch die Karnevalsszene ist kein fröhlicher Mummenschanz, sondern eher ein Totentanz. Es ist nicht die pure Lebenslust, der Rausch eines freien ungebundenen Lebens, die Champagnerseligkeit, sondern ein Leben des Verzichts, von dem Homoki in seiner Inszenierung erzählt. Violetta ist die lebenskluge, beherrschte Frau, die sehr wohl um die Konventionen weiß, an ihnen zugrunde geht, aber ihre Würde bewahrt.
An diesem Abend versagte in der ersten Hälfte leider die Bühnentechnik, was insbesondere die Lichtgestaltung beeinträchtigte. Andrej Dunaev als Alfredo Germont hatte gesundheitliche Probleme und konnte nur anfangs singen, so dass ein junger Kollege, Evgenij Nagovitcyn, schon bald den stimmlichen Part übernehmen musste, während Dunaev weiter agierte. Herausragend waren Jacquelyn Wagner als Violetta und Boris Statsenko als Giorgio Germont. Dass das Team sich von diesen Beeinträchtigungen nicht beeinflussen ließ und die Aufführung zu einem guten Ende führte, dankte das Publikum mit enthusiastischem Beifall.
"La Traviata" Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave nach dem Roman „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas (Sohn)
Musikalische Leitung: Jonathan Darlington
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühne: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Gabriele Jaenecke
Licht: Volker Weinhart
Chorleitung: Christoph Kurig
Violetta Valéry: Jacquelyn Wagner
Flora Bervoix: Sarah Ferede
Annin: Hagar Sharvit
Alfredo Germont: Andrej Dunaev
Giorgio Germont: Boris Statsenko
Gastone: Cornel Frey
Barone Douphol: Bogdan Baciu
Marchese d' Obigny: Lukasz Konieczny
Dottore Grenvil: David Jerusalem
Giuseppe: Ingmar Klusmann
Diener/Kommissionär: Thomas Ulrich Lässig
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Chor: Chor der Deutschen Oper am Rhein
Premieren
08.10.2013 - Theater Duisburg
22.02.2014 - Opernhaus Düsseldorf