Auch sein Autor Goethe konnte nicht verhindern, dass alle Werther kannten und nicht alle Goethe. Nachdem der Schriftsteller in Rom glücklichere Formen der Liebe kennen gelernt hatte als die Wertherschen, schrieb er: »Wäre Werther mein Bruder gewesen, ich hätt’ ihn erschlagen«. Aber gegen Werther war kein Kraut gewachsen.
Das Buch, dem er entsprungen war, „Die Leiden des jungen Werther“, wurde 1774 kurz nach dem Erscheinen verboten, doch da war es schon zu spät: Aus einer Bestsellerauflage hatte er sich spielend ins Leben vervielfältigt.
Bis heute versuchen Germanisten, Lehrer und Professoren, Entwicklungspsychologen, Paartherapeuten und Sexualforscher Werther mit ihren Rezepten zurück in die Literatur oder ins Pathologische zu therapieren. Umsonst, denn Werther lebt von einem Phänomen, das unsterblich zu sein scheint: der lustvoll unglücklichen Liebe.
Inszenierung Boris Garni
Bühne und Kostüme Cäcilia Müller
Dramaturgie Stephan Wetzel
Mit Friederike Linke, Ilja Niederkirchner, Milian Zerzawy