Dabei gilt Annas ganze Sorge ihren drei Kindern, deren Väter längst verschollen sind und die sie heil durch den Krieg bringen will – lockte da nicht der nächste Deal. Aber jede noch so kluge Geschäftsentscheidung, die das Überleben der Kleinfamilie sichern soll, entpuppt sich im Nachhinein als großes Unglück. Die Courage verliert ihre Tugend, ihre Menschlichkeit und schließlich auch ihre Kinder
Brecht schrieb »Mutter Courage« im schwedischen Exil, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, und prägte so das berühmte Wort vom »Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist«. Als Parabel auf die völlige Aussichtslosigkeit des Verwertungsprinzips hält sich das Werk bis heute in den Spielplänen – ein Musterbeispiel des epischen Theaters, das die Zuschauer*innen dazu auffordert, die Ereignisse auf der Bühne kritisch und distanziert zu betrachten, um so das politische Bewusstsein zu schulen.
Ungeachtet dessen erweisen sich die Sympathien des Publikums gegenüber der Figur der Kapitalistin Mutter Courage als hartnäckig. Am Düsseldorfer Schauspielhaus wird Rosa Enskat diese ikonische, höchst ambivalente Rolle spielen. Regie führt der ausgewiesene BrechtKenner Sebastian Baumgarten, der »Mutter Courage« als säkulares Passionsspiel und Tragödie in Szene setzt. Die Courage als Antiheilige, immer hin und hergerissen zwischen der Liebe zu ihren Kindern und den Zwängen des Geschäfts.
Mit: Cathleen Baumann, Markus Danzeisen, Rosa Enskat, Henning Flüsloh, Jonas Friedrich Leonhardi, Wolfgang Michalek, Rainer Philippi, Lea Ruckpaul
Regie: Sebastian Baumgarten
Bühne: Alexander Wolf
Kostüm: Jana Findeklee, Joki Tewes
Musik: Christoph Clöser, Jörg Follert
Dramaturgie: Janine Ort