Mozart selbst, im Jahr zuvor mit Figaro erfolgreich, komponiert unter großem Zeitdruck. Die Ouvertüre wird erst am Tag der Uraufführung fertig. Einen »Blitz« sieht Søren Kierkegaard, der »aus dem Dunkel der Wetterwolke sich
löst, unsteter als dieser und doch ebenso taktfest. Höre der Leidenschaft zügelloses Begehren, höre das Rauschen der Liebe, höre das Raunen der Versuchung, höre den Wirbel der Verführung, höre des Augenblicks Stille – höre, höre, höre Mozarts Don Juan!«
Eine Komödie, die in der Hölle endet? Für Sören Kierkegaard war es das einzige und ausschliessliche Gipfelwerk der Gattung, für E. T. A. Hoffmann war es die «Oper aller Opern», und für die gesamte Opernwelt ist Don Giovanni der interessanteste und abgründigste Teil der Mozart-da Ponte-Trilogie. Seit Tirso de Molinas Drama von 1613 regt der Stoff in immer neuen Varianten und Blickwinkeln zu künstlerischer Formulierung an. Ist der spanische Grande nun ein gewissenloser Frauenheld und dämonischer Verführer, ein verdammungswürdiger Verbrecher, der in der Befriedigung seiner Lust auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt? Oder die personifizierte treibende Kraft der menschlichen Leidenschaften, die «Genialität des Sinnlichen» (Kierkegaard), die allein Fortschritt und Entwicklung in Gang setzt, deren Konsequenzen jedoch unberechenbar sind? Nichts provoziert so emotionsgeladene Diskussionen wie die individuellen Auslegungen von persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Konvention, von Tugend und Frevel. Die öffentliche Blossstellung männlichen Unvermögens und weiblicher Schwächen treibt die Protagonisten aufs Schlachtfeld der Geschlechter und in eine geradezu an kollektives Stalking erinnernde rasende Jagd nach dem Stachel im Fleisch der bürgerlichen Moral.
Musikalische Leitung Dorian Keilhack
Inszenierung Elisabeth Linton
Bühne, Kostüme Julia Hansen
Chor Tarmo Vaask
Don Giovanni Robin Adams
Donna Anna Simone Schneider
Don Ottavio Andreas Hermann
Der Komtur Luciano Batinic
Donna Elvira Fabienne Jost
Leporello Carlos Esquivel
Masetto Milcho Borovinov
Zerlina Anne-Florence Marbot
Chor des Stadttheaters Bern
Berner Symphonieorchester
Weitere Vorstellungen Weitere Vorstellungen
1./6./9./12./20./26./31. März / 10./14./23. April /14./29./31. Mai /17. Juni 2011
Mit kostenloser Kinderbetreuung 20. März 2011, 15 Uhr