Diese vertrauen zunächst auf die Sicherheit, die der Altar um Hilfe flehenden Flüchtenden bietet; als König Pelasgos hinzukommt, bitten sie ihn, in Argos eine neue Heimat finden zu dürfen. Die Entscheidung fällt Pelasgos nicht leicht; zwar erkennt er die Not der Fremden an und auch, dass sie entfernte Verwandte sind. Er würde gern helfen, doch eine Sorge wiegt schwer: Hat er das Recht, einen
Krieg mit den Söhnen des Aigyptos zu riskieren und das Leben der Bürger seiner Stadt zu gefährden – für ein paar Fremde ?
Aischylos hat eine Trilogie zur Geschichte der Danaiden geschrieben; erhalten, auch nicht ganz vollständig, ist nur dieser eine, der erste Teil, genannt ≪Die Schutzflehenden≫ ≪ ≫ oder Die Hiketiden – nach den ≪ ≫ Persern die älteste erhaltene griechische Tragödie.
Es ist ein Stuck, das, so fremd es in seiner chorischen Struktur auf den ersten Blick sein mag, sich schon auf den zweiten Blick als frappierend aktuell erweist. Es stand vielleicht nicht in Aischylos’ Absicht, über das Schicksal Geflüchteter zu erzählen; vermutlich war es eher die Frage nach dem Selbstbestimmungsrecht der Frau, die ihn interessierte. Für den heutigen Leser und Zuschauer vermischen sich beide Themen, wenn Pelasgos die fünfzig Mädchen als dunkelhäutig anspricht,
als eher auf dem afrikanischen Kontinent zu Hause ...
Der britische Regisseur Ramin Gray, sein Musiker John Browne und der Choreograf Marcel Leemann werden mit den Schauspielern und einem Chor junger Mädchen aus Bern einen neuen Zugriff auf den jahrtausendealten Stoff unternehmen, werden sich mit der Tradition des griechischen Theaters als «Bürgertheater» auseinandersetzen und die besondere Aktuälitat des Stückes herausarbeiten.
Regie und Bühne
Ramin Gray wurde 1963 in London geboren. Er inszenierte u. a. am Théâtre de l’Odéon in Paris, am Liverpool Playhouse sowie bei der Royal Shakespeare Company. Bis 2009 war er Associate Director am Royal Court Theatre London, derzeit ist er künstlerischer Leiter von ATC (Actors Touring Company) in London. Inszenierungen (Auswahl): «Motortown von Simon Stephens (UA 2006, Royal Court Theatre, eingeladen zu den Wiener Festwochen), «Am Strand der weiten Welt von Simon Stephens» (ÖE, 2007, Volkstheater Wien, ausgezeichnet mit dem Karl-Skraup-Preis), «Harper Regan» von Simon Stephens (DSE 2008, Salzburger Festspiele in Kooperation mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg), «Illusionen» von Iwan Wyrypajew (2012, ATC) und «Crave» (Gier) von Sarah Kane
(2012, ATC) und 2010/11 die Österreichische Erstaufführung des Stücks «Waisen» von Dennis Kelly am Schauspielhaus Wien. Opern: «Death in Venice von Benjamin Britten (2009, Staatsoper Hamburg/Theater an der Wien), «Bliss von Brett Dean (2010, Staatsoper Hamburg) sowie «The Importance of Being Earnest von Gerald Barry (2013, Royal Opera House London). Ramin Gray arbeitet erstmals am Konzert Theater Bern.
Fassung von Gerhard Meister
Regie und Bühne Ramin Gray –
Musikalische Leitung und Komposition John Browne –
Kostüme Romy Springsguth –
Musikalische Chorleitung Sibylle Fässler
Choreographie Marcel Leemann –
Dramaturgie Kristina Wydra –
Mit
Sophie Melbinger, Nico Delpy, Arne Lenk, Stéphane Maeder – Musiker Simon Baumann,
Valentina Gasperetti – mit einem Chor junger Frauen aus Bern
Weitere Vorstellungen: 22., 29. Dez 2015 | 07., 14. Jan, 12., 20. Feb | 13., 16. Mrz
2016
Im Dialog mit
KATHOLISCHE KIRCHE REGION BERN – FACHSTELLE KINDER UND JUGEND