Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
DIE TÖCHTER DES DANAOS Die Schutzflehenden von Aischylos im Theater BernDIE TÖCHTER DES DANAOS Die Schutzflehenden von Aischylos im Theater BernDIE TÖCHTER DES DANAOS...

DIE TÖCHTER DES DANAOS Die Schutzflehenden von Aischylos im Theater Bern

Premiere Do., 17. Dezember 2015, 19:30 Uhr, Vidmar 1. -----

Sie fliehen aus ihrer Heimat an den Altar eines Tempels vor Argos, sie suchen Schutz, Hilfe, Asyl: die 50 Töchter des Danaos, begleitet vom alten Vater. Die, vor denen sie fliehen, sind ihre Vettern, die Söhne des Aigyptos: raue Kämpfer, die die Mädchen gegen deren Willen heiraten wollen.

Diese vertrauen zunächst auf die Sicherheit, die der Altar um Hilfe flehenden Flüchtenden bietet; als König Pelasgos hinzukommt, bitten sie ihn, in Argos eine neue Heimat finden zu dürfen. Die Entscheidung fällt Pelasgos nicht leicht; zwar erkennt er die Not der Fremden an und auch, dass sie entfernte Verwandte sind. Er würde gern helfen, doch eine Sorge wiegt schwer: Hat er das Recht, einen

Krieg mit den Söhnen des Aigyptos zu riskieren und das Leben der Bürger seiner Stadt zu gefährden – für ein paar Fremde ?

 

Aischylos hat eine Trilogie zur Geschichte der Danaiden geschrieben; erhalten, auch nicht ganz vollständig, ist nur dieser eine, der erste Teil, genannt ≪Die Schutzflehenden≫ ≪ ≫ oder Die Hiketiden – nach den ≪ ≫ Persern die älteste erhaltene griechische Tragödie.

 

Es ist ein Stuck, das, so fremd es in seiner chorischen Struktur auf den ersten Blick sein mag, sich schon auf den zweiten Blick als frappierend aktuell erweist. Es stand vielleicht nicht in Aischylos’ Absicht, über das Schicksal Geflüchteter zu erzählen; vermutlich war es eher die Frage nach dem Selbstbestimmungsrecht der Frau, die ihn interessierte. Für den heutigen Leser und Zuschauer vermischen sich beide Themen, wenn Pelasgos die fünfzig Mädchen als dunkelhäutig anspricht,

als eher auf dem afrikanischen Kontinent zu Hause ...

 

Der britische Regisseur Ramin Gray, sein Musiker John Browne und der Choreograf Marcel Leemann werden mit den Schauspielern und einem Chor junger Mädchen aus Bern einen neuen Zugriff auf den jahrtausendealten Stoff unternehmen, werden sich mit der Tradition des griechischen Theaters als «Bürgertheater» auseinandersetzen und die besondere Aktuälitat des Stückes herausarbeiten.

 

Regie und Bühne

Ramin Gray wurde 1963 in London geboren. Er inszenierte u. a. am Théâtre de l’Odéon in Paris, am Liverpool Playhouse sowie bei der Royal Shakespeare Company. Bis 2009 war er Associate Director am Royal Court Theatre London, derzeit ist er künstlerischer Leiter von ATC (Actors Touring Company) in London. Inszenierungen (Auswahl): «Motortown von Simon Stephens (UA 2006, Royal Court Theatre, eingeladen zu den Wiener Festwochen), «Am Strand der weiten Welt von Simon Stephens» (ÖE, 2007, Volkstheater Wien, ausgezeichnet mit dem Karl-Skraup-Preis), «Harper Regan» von Simon Stephens (DSE 2008, Salzburger Festspiele in Kooperation mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg), «Illusionen» von Iwan Wyrypajew (2012, ATC) und «Crave» (Gier) von Sarah Kane

(2012, ATC) und 2010/11 die Österreichische Erstaufführung des Stücks «Waisen» von Dennis Kelly am Schauspielhaus Wien. Opern: «Death in Venice von Benjamin Britten (2009, Staatsoper Hamburg/Theater an der Wien), «Bliss von Brett Dean (2010, Staatsoper Hamburg) sowie «The Importance of Being Earnest von Gerald Barry (2013, Royal Opera House London). Ramin Gray arbeitet erstmals am Konzert Theater Bern.

 

Fassung von Gerhard Meister

 

Regie und Bühne Ramin Gray –

Musikalische Leitung und Komposition John Browne –

Kostüme Romy Springsguth –

Musikalische Chorleitung Sibylle Fässler

Choreographie Marcel Leemann –

Dramaturgie Kristina Wydra –

 

Mit

Sophie Melbinger, Nico Delpy, Arne Lenk, Stéphane Maeder – Musiker Simon Baumann,

Valentina Gasperetti – mit einem Chor junger Frauen aus Bern

 

Weitere Vorstellungen: 22., 29. Dez 2015 | 07., 14. Jan, 12., 20. Feb | 13., 16. Mrz

2016

Im Dialog mit

KATHOLISCHE KIRCHE REGION BERN – FACHSTELLE KINDER UND JUGEND

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NARR ZWISCHEN ROTEN VORHÄNGEN - "Was ihr wollt" von William Shakespeare im Schauspielhaus Stuttgart

Der Narr spielt in dieser insgesamt geglückten Inszenierung von Burkhard C. Kosminski eine herausragende Rolle. Er weiß immer mehr und spricht die Leute sogar im Publikum und Zuschauerraum an. "Wie…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLÜHENDES BEKENNTNIS ZUR MENSCHLICHKEIT - Teodor Currentzis mit dem SWR Symphonieorchester

Es war eine ungewöhnliche Saisoneröffnung. Als Uraufführung erklang zunächst "Gospodi Vozvah" als Psalmodie für Viola und Orchester des serbischen Komponisten Marko Nikodijevic, der zunächst in…

Von: ALEXANDER WALTHER

RAP MIT SAUERKRAUT - Konzert "Belonging together" im Opernhaus Stuttgart

Dieses Konzert war als Saison-Auftakt schon etwas Besonderes. Da zeigte doch die Food-Influencerin Diana Scholl raffinierte kulinarische Sauerkraut-Kompositionen vom Superkraut-Festival des…

Von: AlEXANDER WALTHER

FASZINATION FÜR BACH - Weitere Bach-Kantaten mit der Gaechinger Cantorey in der Stiftskirche HERRENBERG

Wieder überzeugte die Gaechinger Cantorey unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann bei der einfühlsamen und klanglich opulenten Wiedergabe von Kantaten Johann Sebastian Bachs.  

Von: ALEXANDER WALTHER

ANDORRA IST ÜBERALL - "Der Weg zurück" von Dennis Kelly im Kammertheater STUTTGART

Der britische Dramatiker Dennis Kelly entwirft hier ein radikales Gedankenexperiment. In einem satirisch überspitzten Zukunftsszenario werden fünf Generationen im Rahmen einer Familiengeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑