Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Die Schule der Frauen" von Molière im DeutschenSchauSpielHausHamburg"Die Schule der Frauen" von Molière im DeutschenSchauSpielHausHamburg"Die Schule der Frauen"...

"Die Schule der Frauen" von Molière im DeutschenSchauSpielHausHamburg

Premiere am 5. April 2014, 20.00 Uhr. -----

Ein Mann blickt durch. Monsieur Arnolphe hat den Königsweg für sich entdeckt, um dem Schicksal seiner Geschlechtsgenossen zu entgehen, die allesamt, so sein Vorurteil, von ihren Ehefrauen betrogen werden.

Er hat ein verwaistes Mädchen, Agnès, zu seinem Mündel gemacht, lässt es abgeschieden von der Welt, das heißt, von der Gesellschaft, aufwachsen und verweigert ihm jede Ausbildung, um sie zu seiner gefügigen Ehefrau heranzuziehen, die keinen Verführungen Dritter ausgesetzt sein kann – weil sie die gar nicht kennt. Schule der Frauen?

 

Während seiner Abwesenheit hat Horace sie entdeckt, der Sohn eines Freundes von Arnolphe, und verliebt sich in sie auf den ersten Blick. Sie sich auch in ihn, aber das weiß sie noch nicht, in ihrem gesellschaftlichen Amöbendasein. Sie ist nur höflich und zuvorkommend zu dem jungen Mann, so wie man es ihr beigebracht hat. Die Triebregungen folgen, wie sie im Buche des Lebens stehen, und drängen zur Entscheidung, mit List. Schule der Frauen!

 

Den zurückgekehrten Arnolphe bittet Horace um Geld – er braucht es, wie er ihm vertraulich offenbart, um ein junges Mädchen aus den Fängen ihres Cerberus zu befreien. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen Monsieur Arnolphes, der seinen Artgenossen deren selbstverschuldetes Schicksal gönnt - mit der Sicherheit dessen, der seinen Schatz in Sicherheit wähnt. Bis er plötzlich erkennen muss, dass er das Opfer seiner eigenen Borniertheit zu werden droht, die weder die Verführungskraft der Liebe noch die Verführbarkeit von Dienern einkalkuliert.

 

Molières meisterliche Verzwirnung des Wettlaufs der beiden entgegengesetzten Intrigen Arnolphes und Horaces macht Arnolphe ungewollt zum Regisseur, Zuschauer, Gefangenen und Opfer seines eigenen Schicksals - eine Art tragikomischer Ödipus. Die Konflikte eskalieren in gefährlicher Weise, bis es in buchstäblich letzter Minute glückt, die richtige Ehe zustande zu bringen. Die Abschaffung der Eifersucht gelingt nur durch Entsagung.

 

Ein gefundener Stoff für Herbert Fritsch, den theatralischen Brandbeschleuniger auf deutschen Bühnen. Er verhilft den Geschichten und den Figuren, die er inszeniert, zu hohem Tempo und gesteigerter Energieausbeute: zum Nutzen der Aufführungen und zum Vergnügen der Zuschauer. Jetzt ist der Regisseur Herbert Fritsch am Schauspielhaus angekommen, wo er in früheren Zeiten bereits als Schauspieler zu Gast war.

 

Übersetzt und bearbeitet von Sabrina Zwach

 

Es spielen:

Karoline Bär (Agnès),

Andreas Grötzinger (Enrique/Ein Notar),

Joachim Meyerhoff (Arnolphe),

Josef Ostendorf (Alain),

Martin Pawlowsky (Chrysalde),

Bastian Reiber (Horace),

Bettina Stucky (Georgette),

Michael Weber (Oronte)

und Ingo Günther (Musiker)

 

Regie und Bühne: Herbert Fritsch

Kostüme: Victoria Behr

Musik: Ingo Günther

Dramaturgie: Sabrina Zwach, Michael Propfe

Premiere: 5/4 / SchauSpielHaus

 

Weitere Aufführungen: 7/4, 13/4, 17/4, 27/4

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑