Als sich eines Tages der Kaufmann Wilhelm in das verwunschene Schloss verirrt, schlägt ihm das grausame, verzweifelte Biest einen Tauschhandel vor: Wilhelms Freiheit und ein nie versiegender Reichtum gegen eine seiner Töchter – denn der Bann des Biests kann nur gelöst werden, wenn sich ein Mädchen in ihn verliebt.
Es ist Bella, die jüngste der drei Töchter Wilhelms, das Aschenbrödel der Familie, die sich für ihren Vater aufopfern will und sich auf den Weg zu dem schrecklichen Schloss macht. Sie ist eine Träumerin mit der Sehnsucht nach einem Leben jenseits des tumben Dorfalltags. Bella entscheidet sich für ein Leben mit dem Biest und gegen den aufschneiderischen Gustav, der schon lange plump um sie geworben hat. Daraufhin mobilisiert Gustav das ganze Dorf, um das Biest zu vernichten.
Während des Kampfes erkennt Bella, dass es nicht Mitleid, sondern Liebe ist, die sie mit dem Biest verbindet. In letzter Sekunde gesteht sie ihre Liebe und löst damit den Fluch, der auf dem verwunschenen Prinzen, dem Schloss und all seinen Bewohnern lastet.
Nach den erfolgreichen Musicals Evita, Hair, Rocky Horror Show und im vergangenen Jahr Grease präsentiert das Landestheater auch heuer wieder ein internationales Gastspiel auf der Bühne des Großen Hauses. Direkt aus Luxemburg vom dortigen Musicalfestival reisen die Musicalstars aus Berlin und Wien an, um dem Publikum ab dem 28. Juli bis zum 15. August die berühmte Liebesgeschichte zwischen der schönen Belle und einem verwunschenen Prinzen zu erzählen – mit dem weltbekannten Schlusslied aus dem Disney-Musical als einen der Höhepunkte der Aufführung. Diese Produktion ist in dieser Form, wie schon die vorangegangenen Gastspiele, erstmals in Österreich zu sehen, und wird anschließend in Europa auf Tour gehen.
Die Schöne und das Biest – von der griechischen Antike bis zu Walt Disney
Diese Fabel von der Schönen und dem Tier ist eines der ältesten Märchen der Welt. Schon aus der griechischen Mythologie kennen wir Tierhochzeiten und auf Verwandlung fußende Erlösungssagen. Aus der römischen Dichtung sind die Metamorphosen des Apuleius überliefert. In einer spätantiken Variante sind die Geschlechterrollen vertauscht, so dass die Frau das "Tier" ist. In gleicher Weise berichtet eine alte schottische Ballade.
Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich das Volksmärchen, vom orientalischen Charme der Geschichten aus 1001 Nacht inspiriert, zu den "Contes des fées". Diese Feenmärchen transponierten den überlieferten Stoff sehr frei in die Neuzeit, versahen ihn mit psychologischen Verschlüsselungen und bereicherten ihn durch moralische Reflexionen. Madame de Villeneuves Version von 1740 gibt dem "wackeren Kaufmann" elf Kinder, Belle ist die schöne Jüngste. Das Schloss des Ungeheuers wird anschaulich geschildert: Im Palast und im Garten stehen zahlreiche menschliche Statuen - der verzauberte Hofstaat des Prinzen. Belle ist nicht ganz ohne Gesellschaft, sondern hat zu ihrer Unterhaltung sprechende, musizierende, sie bedienende und durch Schabernack ergötzende Vögel und kleine Affen. Allerdings entsprach das Unmögliche (verzaubertes Schloss) und Widernatürliche (Vereinigung mit einem Tier) nicht dem Geist der Aufklärung. So besann sich Madame de Villeneuve auf das, was sie dem Zeitgeschmack und der feinen Gesellschaft schuldig war: Mit der Gestalt des "schönen Unbekannten", der dem Mädchen nachts im Traum erscheint und ihm befiehlt, das Biest zu töten (und der zum Schluss natürlich der echte Prinz ist), verfälschte die Dichterin jedoch die ursprünglich klare Handlung des Volksmärchens durch die Schaffung psychologischer Probleme und den Einschub zusätzlicher Nebenhandlungen.
Wie viele andere Geschichten hätte auch "La Belle et la Bête" einer Madame de Villeneuve ihre Zeit nicht überdauert, wenn nicht Marie Leprince de Beaumont, die eine Zeitschrift für Kinder herausgab, 1757 das Kunstmärchen "wohl wegen seines moralischen Tenors" als Grundlage für eine ihrer lehrhaften "Dialogues entre une sage Gouvernante et plusieurs des Elèves" gewählt hätte. Sie modifizierte die psychologisch überfrachteten Passagen und kürzte die zweihundert Seiten lange Fassung auf ein Zehntel ihres Umfangs. So gelang es ihr, das dem Kunstmärchen zugrundeliegende Volksmärchen wieder deutlich hervortreten zu lassen und diesem so zur Unsterblichkeit zu verhelfen.
Auch die Künstler des 20. Jahrhunderts ließen sich gern vom Reiz des Themas in die Märchenwelt entführen, allen voran Jean Cocteau, der "Celluloid-Zauberer von Paris". Er nennt als literarische Vorlage seines Films die Kurzfassung, verfährt mit diesem Stoff jedoch nicht weniger frei als Madame Leprince de Beaumont mit dem ihrer Vorgängerin: Während dort Belle die Entwicklung der Dinge fast willenlos über sich ergehen lässt und das Tier seine Erlösung ausschließlich Belles Dankbarkeit und demütiger Loyalität zu verdanken hat, wirkt die Schöne bei Cocteau keineswegs passiv. Sie fällt freiwillig den Entschluss, an des Vaters Stelle zu sühnen (eine Variante, die vor Cocteau niemandem einfiel), sie trifft die "moralisch begründete" Entscheidung gegen den Bewerber aus dem Dorf und für das Tier. Diese Entscheidung wird glaubhaft, da bei Cocteau das Biest nicht das einfältige, manierenlose Tier des Rokokomärchens ist, sondern eine aufrecht gehende, vornehm gekleidete Raubkatze, ein Tier auf dem Weg zum Menschsein. Nachdem die Zeichner Walt Disneys sich in den Dreißiger Jahren erfolglos an dem Stoff versucht hatten, präsentierte dessen Neffe Roy E. Disney 1991 mit The Beauty and the Beast einen weltweit überaus erfolgreichen Film.
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - DAS MUSICAL führt Cocteaus Ideen fort. Sein Biest ist durch die Worte der Fee schon frühzeitig als verzauberter Mensch erkennbar. Bella, ein Mädchen mit Herz und Verstand und neugierig auf das Leben, nimmt tatkräftig ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie versucht sogar, durch einfühlsame (Du bist nicht böse, du bist einsam!) oder kritische Worte (Warum tust du das?) Einfluss auf das Biest zu nehmen. Hier greift das Musical auf Cocteau zurück, bei dem die Schöne sich auch um die Erziehung des Tieres zum sittlichen Menschen bemüht. Keine Frage: Wer auch immer von der Schönen und dem Tier erzählt, das Märchen, das die jahrtausendealte Sehnsucht der Menschen nach Verwandlung und Erlösung verkörpert, wird weitergetragen, das unsterbliche Lied von der Überwindung des Bösen durch die Allmacht der Liebe ertönt immer wieder aufs Neue.
Musik von Martin Doepke, Gesangstexte von Elke Schlimbach und Grant Stevens, Dialoge von Christian Bienek, Idee und Konzept von Hans Holzbecher und Andrea Friedrichs
In deutscher Sprache
Vorstellungen
Freitag, 30. Juli 2010, 19.30 Uhr
Samstag, 31. Juli 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Sonntag, 1. August 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Mittwoch, 4. August 2010, 19.30 Uhr
Donnerstag, 5. August 2010, 19.30 Uhr
Freitag, 6. August 2010, 19.30 Uhr
Samstag, 7. August 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Sonntag, 8. August 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Mittwoch, 11. August 2010, 19.30 Uhr
Donnerstag, 12. August 2010, 19.30 Uhr
Freitag, 13. August 2010, 19.30 Uhr
Samstag, 14. August 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Sonntag, 15. August 2010, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
Times Square Productions Ltd