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DIE MÖWE, Komödie von Anton Tschechow im Luzerner Theater

PREMIERE: 06. JANUAR 2007, 19.30 UHR

Wenn Unglück sich zur Groteske steigert, bleibt als Ausweg nur der Humor. Den besass zweifellos Anton Tschechow, als er sein Drama «Die Möwe» zur Komödie erklärte.

Zugrunde liegt dem Werk nämlich das für Tragödien typische Netz unerfüllter Liebessehnsüchte: Der mutlose Lehrer macht der lebensüber­drüs­sigen Verwaltertochter den Hof, obwohl diese für den jungen Möchtegernschriftsteller schwärmt, der sich aber nur für die junge Möchtegernschauspielerin interessiert. Letztere wird schliesslich die Geliebte des arrivierten Literaten, der dennoch sein Verhältnis zur arrivierten Schauspielerin aufrechterhält … Diese Kette der emotionalen Abhängigkeiten verknotete der Autor zusätzlich mit spannungsvollen Ver­wandt­schafts- und Generationskonflikten. Heraus kam eine ebenso erschütternde wie amüsante Ge­sellschafts­studie, in deren Mittelpunkt der unterschiedliche Umgang mit Kunst – und im übertragenen Sinn: die Mög­lich­keit der individuellen Selbstverwirklichung – steht. Schauspielerei und Literatentum bilden magische Sehnsuchtspunkte, die in ihrer Idealisierung ausserhalb der gezeigten Lebenswirklichkeit liegen. Die Figuren wollen viel, tun wenig und leben so tragisch an ihrem Glück vorbei, dass man fast darüber lachen könnte …

 

Die Inszenierung reduziert den Bühnenraum auf wesentliche Elemente: Innen- und Aussenraum werden nur angedeutet, im Zentrum stehen die Symbole Möwe, See und Theater. Diese Reduktion dient vor allem dem Profil der Figuren, deren innere Befindlichkeiten sich ganz mit Hilfe der Sprache heraus­kristal­lisieren. Emotionsgeladene Spannungsverdichtung und humorvolles Entspannen wechseln sich auf wir­kungs­volle Weise ab in diesem repräsentativen Querschnitt einer Lebensgemeinschaft, die unsere sein könnte.

 

 

Mit: Elisabeth Kopp, Annika Meier, Andrea Schöning, Anja Schweitzer; Kristof Gerega, Christoph Künzler, Henry Meyer, Christian Preuss, Jürgen Sarkiss, Peter Waros

 

Produktionsteam: Peter Carp (Inszenierung), Peter Carp und Natascha Nouak (Bühnenbild), Birgit Künzler (Kostüme), Malte Preuss (Musik), Gérard Cleven (Licht), Christian Kipper (Dramaturgie)

 

Weitere Vorstellungen: 12.01., 18.01., 24.01., 26.01., 01.02., 23.02., 10.03., 11.03. (13.30 Uhr), 18.03., 05.04., 06.05. (20 Uhr), 11.05.2006, jeweils 19.30 Uhr

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