Dante beschrieb seinen Läuterungsweg von der Hölle ins Paradies in 100 Gesängen mit solch ungeheurer Bildsprache und poetischer Kraft, dass mancher ihm den visionären Aufenthalt im Jenseits ehrfurchtsvoll glaubte. In seiner „Divina Commedia“ wird der italienische Dichter durch die drei Reiche Hölle, Fegefeuer und Paradies von seinem großen Vorbild geführt, dem Dichter Vergil, der wiederum von Dantes großer Jugendliebe Beatrice gesandt wurde, die ihn am Ende des Weges erwartet. Auf dem ersten Teil der Wanderung trifft Dante auf die Seelen prominenter Verstorbener, die in der Hölle auf schauerliche Art und Weise ihre Vergehen zu Lebzeiten büßen; auf den Stufen
des Läuterungsberges legt der Reisende nach und nach die Last seiner eigenen Vergehen ab um schließlich im Paradies das Licht der Erkenntnis erblicken zu dürfen.
Das epochale Werk aus dem 14. Jahrhundert, die GÖTTLICHE KOMÖDIE, ist die berühmteste Jenseitsreise der Weltliteratur und hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Besonders der erste Teil der Dichtung – die Hölle – inspiriert durch ihre fantastische und drastische Leidensschilderung seit Jahrhunderten Künstler aller Art, wie zum Beispiel den französischen Bildhauer Auguste Rodin, dessen „Höllenpforte“ die GÖTTLICHE KOMÖDIE nachempfindet. Doch Dante Alighieri schuf hiermit nicht nur eine bildgewaltige Vision des christlichen Jenseits sondern auch ein politisches Zeitzeugnis: Der italienische Dichter begann mit der Arbeit an seinem Lebenswerk im Exil. Italien und besonders Dantes Heimatstadt Florenz war durch lokale Familienfehden, blutige Parteikämpfe zwischen Kaiser- und Papstanhängern und den Machtklüngeln der europäischen Kronen gespalten. Verbannt und für vogelfrei erklärt, verarbeitete Dante in der „Commedia“ die Kritik an seinen Zeitgenossen, die sich daraufhin wie eine politische Schmähschrift lesen lässt: Kardinäle und Päpste, Politiker und Stadträte lässt er in den sengenden Höllenkreisen schmoren und ihren falschen Lebenswandel bitter bereuen.
Aus heutiger Sicht ist Dantes Reise in der GÖTTLICHEN KOMÖDIE aber auch als eine unbedingte Suche nach Selbsterkenntnis zu begreifen: „Dem Höhepunkt des Lebens war ich nahe / als mich ein dunkler Wald umfing […]“ beginnt der
erste Gesang und eine Lebenssituation großen Zweifelns und Verzweifelns auf der Suche nach dem richtigen Weg, der Dante schließlich durch verschiedenste Begegnungen in die Selbst-Findung führt.
Thomas Goritzki inszeniert den infernalischen Bilderreigen als Theaterspektakel aus Musiktheater, Schauspiel und Tanz und schlägt eine Brücke ins 21. Jahrhundert. Nicht nur die Beteiligten der Inszenierung begeben sich auf eine spektakuläre und ungewöhnliche theatrale Reise, sondern auch auf die Zuschauer wartet auf dem Weg von der Hölle in den Himmel manche Überraschung.
Inszenierung: Thomas Goritzki | Musikalische Leitung: Herbert Gietzen
Choreographie: Tarek Assam | Bühne und Kostüme: Heiko Mönnich
Chor: Jan Hoffmann | Kinderchor: Martin Gärtner
Mit: Mitgliedern aller Ensembles des Hauses
Einführungssoiree: 24. August 2008 | 19.30 Uhr | Großes Haus | Eintritt frei
Weitere Vorstellungen: 6., 14., 18. und 26. September 2008 | 5., 17., 19. und 26. Oktober 2008 jeweils 19.30 Uhr | Großes Haus