Nun widmet sich der lettische Regisseur Alvis Hermanis (er inszenierte am Schauspielhaus Zürich zuletzt „Brennende Finsternis“, „Väter“ und „Der Idiot. Anfang des Romans“) dem Phänomen Kaspar Hauser in einem Theaterabend.
Als am Pfingstmontag des Jahres 1828 in Nürnberg ein unbekannter, unbeholfen gehender, etwa 17-jähriger Knabe auftaucht, der sich kaum verständlich machen kann, ahnt noch niemand, dass damit einer der geheimnisvollsten und bis heute sagenumwobensten Kriminalfälle seinen Anfang nimmt. Mühsam malt er, der Unbehauste, von dem keiner weiss, woher er kommt, den Namen „Kaspar Hauser“ auf ein Blatt Papier – ein Name, der ab diesem Moment für jenen jahrelang einsam eingekerkerten Jungen steht, der ohne gesellschaftliche Anbindung bei Brot und Wasser aufwächst und erst in Freiheit wieder sprachliche und handwerkliche Fähigkeiten erlangt. Als er fünf Jahre später an den Folgen eines auf ihn verübten Attentats stirbt, nehmen die Spekulationen über seine Herkunft kein Ende und dauern bis heute an. Kaspar Hauser – ein badischer Erbprinz, der aus dem Weg geräumt werden musste (eine Theorie, die heute allerdings widerlegt scheint)? Oder doch ein Betrüger und
Hochstapler, der alle Welt hinters Licht geführt hat?
Alvis Hermanis, 1965 in Riga geboren, studierte Schauspiel am Lettischen Staatskonservatorium und inszenierte 1993 erstmals am Neuen Theater Riga, einem zeitgenössischen Repertoiretheater im Zentrum der Stadt, das er seit 1997 leitet. Eine seiner ersten Inszenierungen „Like a Calm and Peaceful River is the Home-Coming“ nach Steven Soderberghs Film „Sex, Lies, and Videotape“ wurde von der Kritik als „beste Inszenierung der Spielzeit“ ausgezeichnet. Er inszenierte u.a. am Schauspielhaus Zürich („Brennende Finsternis“, „Väter“ und „Der Idiot. Anfang des Romans“), am Schauspielhaus Köln, bei der Wiesbadener Theater-Biennale, bei den Wiener Festwochen sowie am Burgtheater Wien („Eine Familie“, „Platonov“) und nahm mit dem Neuen Theater Riga weltweit an Festivals teil. Ausserdem tritt er in eigenen Stücken wie auch in Produktionen anderer Regisseure als Schauspieler auf. 2007 erhielt er den Europäischen Preis für neue Theaterrealitäten in Thessaloniki. 2010 wurde er mit dem Nestroy-Theaterpreis für die „Beste Regie“ für „Eine Familie“ von Tracy Letts ausgezeichnet, im gleichen Jahr erhielt er den Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste für „seine innovative, forschende und dabei ungemein intensive Schauspielerarbeit“.
DIE GESCHICHTE VON KASPAR HAUSER
Textfassung von Carola Dürr
Regie/Bühne Alvis Hermanis
Kostüme Eva Dessecker
Musik Jekabs Nimanis
Licht Ginster Eheberg
Dramaturgie Andrea Schwieter
Mit:
Ludwig Boettger
Patrick Güldenberg
Roland Hofer
Franziska Machens
Isabelle Menke
Chantal Le Moign
Milian Zerzawy
Jirka Zett
Sinan Blum
David Fischer
Audrey Haenni
Manuel Oberhofer
Lorena Schwerzmann
Linus von Seth
Mira Szokody
Charlotte Zimmermann
Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Box
20./ 22./ 25./ 26. Februar, jeweils 20.15 Uhr
5./ 6./ 8./ 11./ 12./ 14./ 15./ 16./ 27. März, jeweils 20.15 Uhr
3./ 5. April, 20.15 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.