„Der Koffer“ erzählt die Geschichte eines Franzosen, der im „Museum für Vernichtung“ einen Koffer mit dem Namen seines Vaters und damit das Geheimnis seiner Herkunft entdeckt. Dem Stück gelingt es, auf scheinbar unpolitische Weise, die Verbrechen der NS-Zeit außen vor zu lassen und ausschließlich deren persönliche Auswirkungen in der Gegenwart zu be-trachten. Dennoch kommt die so schlafwandlerisch leichte und auch humorvolle Vorlage am Ende doch zu einer Katharsis mit emotionaler Tiefe.
Das Stück kommt nicht als Erinnerungsritual daher, sondern betrachtet unsere Entertainment-Kultur im Licht der industriellen Menschenvernich-tung. Die Rahmenhandlung des Texts stellt den Sinn unserer Erinnerungs-kultur in Frage und hinterfragt mit beißendem Humor unser ständiges Be-dürfnis nach Geschichten und Unterhaltung. Wir durchleben mit dem Prota-gonisten den Kampf um die Erinnerung an seinen Vater und zugleich stellt uns das Stück die Frage, welche Art der Erinnerung in unserer Welt sinnvoll und möglich ist.
Małgorzata Sikorska-Miszczuk (Autorin)
Geboren 1964. Sie ist Dramatikerin und Drehbuchautorin. Absolventin der Fakultät für Journalistik und Politikwissenschaft der Universität Warschau und des Studiengangs Gender Studies sowie Absolventin des Screenwriting Workshops der Łódź Film School.
Sie erhielt zahlreiche Literatur-und Theaterpreise. Für „DER KOFFER“ erhielt sie den Großen Preis und den Publikumspreis bei Metaphern of Reality (2008) sowie eine Auszeichnung beim Nationalen Wettbewerb für polnische zeitgenössische Stücke (2009); den Grand Prix beim Two Theatres Festival in Sopot (2009) und den Prix Böhmen (aus Tschechien, 2012) für die Audio-Version. „Der Koffer“ gewann (2015) nochmals den Grand Prix beim Two Theatres Festival in Sopot, in der Version eines Fernsehspiels (Regie. W. Kostrzewski). Außerdem wurde das Stück mit dem Großen Preis und dem Journalistenpreis beim Teatroteka Festival (2017) sowie dem Prix Godot in Frankreich (2017) ausgezeichnet.
Zu ihren Stücken im deutschsprachigen Raum: „Der Bürgermeister“ setzte sich beim Stückemarkt in Berlin (2011) durch. „Der Messias“, der am Schauspielhaus Wien aufgeführt wurde, wurde von der European Theatre Convention als eines der besten zeitgenössischen Theaterstücke Europas anerkannt.
Darstellung Ini Dill, Jessica von Randow, Paul Maximilian Boche und Daniel Blum
Bühne Stefan Oppenländer
Technik und Sound Andreas Tiedemann
Kostüm Ini Dill
Regie Rolf Kemnitzer
Weitere Aufführungen
06., 13. und 20. Juni 2020, Haus der Statistik Berlin, 20 Uhr
Ort:
Haus der Statistik / Haus A
Karl-Marx-Allee 1 | 10178 Berlin
U+S-Bahn Alexanderplatz
Eintritt:
15 Euro, ermäßigt 10 Euro
Reservierung:
030 33842219
www.dramatische-republik.de
Die Dramatische Republik wurde von einer Gruppe Berliner Theaterschaffender gegründet, aus einem Interesse an zeitgenössischer Dramatik und an einem praktischen Austausch über Präsentationsformen heutiger Texte mit Künstlergruppen, Profis und Amateuren. Die Dramatische Republik prä-sentiert monatlich ein zeitgenössisches Stück, seit September 2019 an ver-schiedenen Spielorten im Haus der Statistik.