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Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen: "Mój wuměrjeny kraj (Mein vermessenes Land)" von Jurij Koch

Premiere am 14. März, 19.30 Uhr im großen Haus. -----

Die Lausitz, die angestammte Heimat der Sorben/Wenden hat sich verändert. Seit 1924 wurden in der Lausitz 136 Dörfer komplett oder teildevastiert, zirka 30.000 Bewohner sind umgesiedelt worden und es geht weiter.

Bis zum Jahr 2042 sind noch weitere Abbagerungen geplant unter anderem im Kirchspiel Schleife. Dort wo einst verschlafene Dörfer inmitten der sagenumwobenen Heide lagen, erstrecken sich heute durch Nieder- und Oberlausitz kilometerweit Braunkohlegruben. Einiges verwandelte sich fortschritts- und kommerzortientiert in ein neues verheißungsvolles Paradies - die Lausitzer Seenlandschaft – anderes liegt brach.

 

Jurij Kochs Stück, dessen Uraufführung im Jahr 1977 am Neuen Theater in Halle stattfand, widmet sich dem fortwährend aktuellen Problem, ob Fortschritt alle Tradition aufwiegen kann und soll. Am 14. März feiert „Mein vermsessenes Land“ um 19.30 Uhr im großen Haus Premiere. Das Stück zeigt den Zusammenstoß der auf Fortschritt und Fortkommen drängenden, durch Rationalität, Wirtschaftlichkeit und Technik bestimmten Welt der Landvermesser und einem auf Tradition, Schönheit und innere Werte angelegten Leben, das der Weber Kotjatko, sein Vater und die sichelkrumme Frau führen. Ein Trupp Landvermesser durchstreifen unberührte Landschaft. Eine Trasse soll gelegt werden. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten, auch der abgelegene Bauernhof, in dem die Vorboten der Industrialisierung gastfreundlich Quartier erhalten, wird den Baggern und Kränen weichen müssen.

 

Der Wassermann, als typische sorbische Sagengestalt, agiert zwischen den aufeinanderprallenden Welten und zündelt am Konflikt, so menschenähnlich und dämonisch, wie er als Sagengestalt ausgestattet ist. Die Kraft des scheinbar alten Wertesystems erfährt Bestätigung durch die Liebe der Landvermesserin zu Kotjatko. Doch beide werden gezwungen, die neue Zeit anzunehmen.

 

Ob das Bewährte, das Traditionelle sinnvoll umgesiedelt und transformiert werden können oder aber die Lausitz samt ihrer Kultur- und Bodenschätze noch zu retten ist, genau danach fragt dieses Stück und bezieht klar Position.

 

In obersorbischer Sprache und Schleifer Dialekt, mit Simultanübersetzung ins Deutsche.

 

Regie: Lutz Hillmann

Ausstattung: Miroslaw Nowotny

Dramaturgie: Madleńka Šołćic

Es spielen: Jan Mickan, Jurij Šiman j.h., Měrko Brankačk, Petra-Maria Bulankec-Wencelowa, Lisa Jakštec, Tomaš Cyž, Marian Bulank, Torsten Schlosser

 

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