Seine mannigfaltigen Lustbarkeiten haben den Grafen von Luxemburg alles gekostet – sein gesamtes Vermögen ist verspielt und beschlagnahmt. Da kommt ein zwar unmoralisches, aber umso lukrativeres Angebot gerade recht: Damit Fürst Basil Basilowitsch seine liebreizende, doch nicht standesgemäße Sängerin Angèle Didier heiraten kann, soll der Graf von Luxemburg eine Scheinehe auf drei Monate mit besagter Dame eingehen, um ihr den nötigen Titel zu verschaffen – natürlich gegen ein gewisses Entgelt und die Bedingung, Angèle nie kennen zu lernen. Gesagt, getan: Die Ehe wird geschlossen, ohne dass sich die beiden sehen. Allerdings lernt sich das „Scheinehepaar“ dann doch zufällig bei Angèles letztem Bühnenauftritt vor der Hochzeit mit dem Fürsten kennen und lieben.
Franz Lehár gilt als einer der Hauptvertreter der häufig als „Silberne Operettenära“ bezeichneten Phase des unterhaltenden Musiktheatergenres zu Beginn des letzten Jahrhunderts und hinterließ mit „Die lustige Witwe“, „Das Land des Lächelns“ oder „Der Graf von Luxemburg“ Werke, die noch heute regelmäßig auf den Spielplänen großer Theater zu finden sind.
Lehár wurde am 30. April 1870 im damals österreichisch-ungarischen, heute slowakischen Komárom als erstes von sieben Kindern geboren. Schon früh zeigte er im Klavier- und Violinspiel großes musikalisches Talent und komponierte mit 11 Jahren sein erstes Lied, mit 12 wurde er als Jungstudent am Prager Konservatorium aufgenommen. Im Hauptfach studierte er Violine, widmete sich aber immer wieder eigenen Kompositionen. Darin wurde er auch bestärkt: Kein Geringerer als Antonín Dvořák riet ihm, sich verstärkt aufs Komponieren zu konzentrieren. Nach dem Studium und verschiedenen Stationen als Musiker bzw. musikalischer Leiter ließ er sich in Wien nieder und widmete sich komplett der Komposition. Seine Stücke ließen ihn schon bald in der Operettenszene zu einer Größe werden, doch der große Durchbruch gelang ihm 1905 mit der „Lustigen Witwe“. Franz Lehár war nun finanziell unabhängig und konnte sich seinen Projekten widmen. Dies bedeutete aber auch, dass er vertraglich zur Komposition (erfolgreicher) Operetten verpflichtet war, was schließlich auch zur Entstehung von „Der Graf von Luxemburg“ geführt hat.
Bis zum Ersten Weltkrieg hielt diese Entwicklung an, die dann aber durch weitreichende politische, gesellschaftliche und auch kulturelle Veränderungen abgeschnitten wurde. Nach dem Krieg ging er in die „Wirtschaftswunderstadt“ Berlin und feierte von dort aus noch einmal große Erfolge mit Werken wie „Der Zarewitsch“ oder „Das Land des Lächelns“. Während der NS-Zeit zog er sich allerdings vom aktiven Komponieren zurück und befasste sich mit der Verwaltung und Bearbeitung seines umfangreichen Werkes. Am 24. Oktober 1948 starb der Komponist in Bad Ischl, Österreich.
Der Stoff zur Operette „Der Graf von Luxemburg“ kam über Umwege zu Franz Lehár: Die Grundlage bildete die Operette „Göttin der Vernunft“ von Johann Strauss, der nur widerwillig und auf Grundlage eines Vertrags das Libretto zu einem französischen Revolutionsdrama vertont hatte. Strauss konnte sich mit Stoff und emotionalem Gehalt des Stücks nicht anfreunden und erschien nicht zur Premiere. Da das Stück, welches seine letzte Operette werden sollte, kein Erfolg wurde, nahm man es bald vom Spielplan.
Ca. 1905 bat die Strauss-Familie um die Freigabe der Musik, so dass auch das Libretto wieder zur Verfügung stand. Der Direktor des Theaters an der Wien, Wilhelm Karcag, beauftragte Alfred Maria Willner und Robert Bodansky mit der grundlegenden Überarbeitung des Stoffs und drohte dem Erfolgsgaranten Lehár mit einem Vertrag, in dem er eine neue Operette in Aussicht gestellt hatte - er solle etwas „aus dem Ärmel schütteln“. Franz Lehár, zu dieser Zeit bereits ein erfolgreicher Operettenkomponist, schrieb die Musik quasi zwischen zwei anderen Werken, an denen er gerade arbeitete – angeblich stellte er den „Graf von Luxemburg“ innerhalb von nur drei Wochen fertig und legte das Stück dem Theaterdirektor mit den viel zitierten Worten „Da habt ihr euren Willen, der Schmarrn ist fertig, und wenn es kein Erfolg wird, habt ihr es euch selbst zuzuschreiben“ vor. Die Uraufführung fand am 12. November 1909 im Theater an der Wien statt und löste beim Publikum Begeisterungsstürme aus. Das Stück erlebte anschließend über 300 Vorstellungen en suite.
Der Graf von Luxemburg
Operette in drei Akten von Franz Lehár
Libretto von Alfred Maria Willner und Robert Bodanzky
Musikalische Leitung: Felix Bender
Inszenierung: Ulrich Proschka
Bühne und Kostüme: Christof Cremer
Choreografie: Sabrina Sadowska, Reiner Feistel
Mit: Michael Heim (René, Graf von Luxemburg), Maraike Schröter (Angèle Didier),
Christian Baumgärtel (Armand Brissard), Franziska Krötenheerdt (Juliette Vermont),
Matthias Winter (Fürst Basil Basilowitsch), Sylvia Schramm-Heilfort (Gräfin Stasa Kokozow), Jürgen Mutze (Sergei Mentschikoff), Edward Randall (Pawel von Pawlowitsch),
Thomas Mäthger (Pélégrin / Hotelmanager) u. a.
Die nächsten Vorstellungen sind am 7. und 16. Juni 2015, je 15.00 Uhr und am 18. Juni 2015, 19.30 Uhr im Opernhaus Chemnitz.