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"Der Drache" am Deutschen Nationaltheater Weimar

Ein Märchen über die Macht von Jewgeni Schwarz,

Premiere 18. März 2006, um 19 Uhr, im großen Haus.

"Wenn du's warm und weich hast, tust du am klügsten, wenn du vor dich hin döst und schweigst, als in der unangenehmen Zukunft herumzubohren" rät der Kater dem fahrenden Ritter Lanzelot in Jewgeni Schwarz' Märchenstück.

Seit vierhundert Jahren wird die Stadt, in die es den Berufshelden Lanzelot verschlagen hat, von einem Drachen beherrscht. Man hat sich an das dreiköpfige Ungeheuer gewöhnt und spricht nicht gerne darüber. Schließlich befreite er die Stadt von der Cholera, schützt vor Zigeunern und anderen Drachen. Im Gegenzug ist man nicht nur zum monatlichen Tribut von tausend Kühen, zweitausend Schafen und fündtausend Hühnern bereit, sondern opfert ihm jährlich die schönste Jungfrau der Stadt. In diesem Jahr soll Elsa, die sich ihrem Schicksal bereits ergeben hat, das Opfer sein. Als Lanzelot das erfährt, beschließt er den Kampf gegen den Drachen aufzunehmen. Er fordert die Bestie heraus und stellt sich damit gegen eine ganze Stadt, die sich unter der diktatorischen Herrschaft des Drachen eingerichtet hat.

 

"Der Drache" entstand während des Zweiten Weltkrieges. Jewgeni Schwarz schrieb vor allem Märchenstücke und benutzte deren Symbole, Motive und Figuren, um politische und ideologische Verhältnisse seiner Zeit aufzuzeigen. Heute, über sechzig Jahre nach seinem Entstehen und siebzehn Jahre nach dem Fall der Mauer bietet sich ein neuer Blick auf die Geschichte. "Der Drache" erzählt von Umbrüchen, von der vorübergehenden Freiheit in Revolutionszeiten, von dem Zurückfallen und Erstarren in wiederkehrenden Mechanismen, von Systemausbrechern und Wendehälsen. Ein Märchen über die Macht.

 

In der Titelrolle der Inszenierung von Hausregisseur Tilmann Köhler ist Detlef Heintze zu erleben. Den heldenhaften Ritter Lanzelot verkörpert Matthias Reichwald. Elsa und ihre Freundin werden gespielt von Ina Piontek und Antje Trautmann. Die Rolle des Katers übernimmt Eve Kolb. Neben ihnen sind an diesem Abend Jürg Wisbach als Bürgermeister, Thomas Braungardt als dessen Sohn Heinrich und Bernd Lange als Archiv Charlesmagne zu erleben. Für die Inszenierung komponierte Jörg-Martin Wagner eine eigene Bühnenmusik. Das Bühnenbild entwarf Karoly Risz und die Kostüme stammen aus der Feder von Susanne Uhl und Ines Nadler.

 

"Der Drache" ist die erste Regiearbeit von Tilmann Köhler auf der großen Bühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Geboren in Weimar und aufgewachsen in Gera, studierte er Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Seine Inszenierung "Choephoren" von Aischylos wurde mit einem Ensemblepreis beim Treffen deutschsprachiger Schauspielschulen und mit dem Bensheimer Theaterpreis ausgezeichnet. Zudem wurde sie als "herausragender Beitrag zur aktuellen Entwicklung des Schauspiels in der Spielzeit 2003/2004" in der Zeitschrift Deutsche Bühne nominiert. Seit Beginn der Spielzeit 2005/06 ist Tilmann Köhler als Hausregisseur am DNT Weimar engagiert.

Bereits im Juni 2005 erlebte seine Diplominszenierung "Penthesilea" von Heinrich von Kleist in Koproduktion mit dem bat Studiotheater ihre erfolgreiche Weimarer Premiere im e-werk. Mit "Das Wirklichgewollte" folgte im Dezember 2006 eine szenische Lesung von drei Kurzgeschichten des Autors Volker Braun mit Ina Piontek und Bernd Lange. In seiner Regie erlebt im Mai 2006 zudem das Stück "Amoklauf mein Kinderspiel" von Thomas Freyer seine Uraufführung und hat im Juli 2006 Ferdinand Bruckners "Krankheit der Jugend" Premiere.

 

Karoly Risz studierte nach einer Ausbildung an den Theaterwerkstätten und einer Anstellung als Bühnentechniker an der Sächsischen Staatsoper im Fach Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 2005 als Bühnenbildner selbstständig, arbeitete er für "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" und "Maria Stuart" unter der Regie von Andrea Moses am Theater Altenburg-Gera. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin entwarf er die Bühne für "Penthesilea" unter der Regie von Tilmann Köhler.

 

Susanne Uhl studierte in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste von 1990 bis 1996 Bühnen- und Kostümbild. Seit Abschluss ihres Studiums arbeitet sie als Bühnen- und Kostümbildnerin freiberuflich hauptsächlich mit den Regisseuren Christina Friedrich und Manuel Soubeyrand zusammen. Es entstanden Arbeiten unter anderem für "Blaubart, Hoffnung der Frauen" in Hannover, "Kochen mit Elvis" in Berlin. Seit 2003 doziert Susanne Uhl als Bühnen- und Kostümbildnerin an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch".

 

Ines Nadler aus Dresden studierte 1991-1998 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden Bühnen-und Kostümbild und ist seit 1997 als freie Bühnen- und Kostümbildnerin tätig. Sie arbeitete unter anderem mit Hasko Weber ("Der Kaufmann von Venedig") in Karlsruhe und "Die Orestie" in Saarbrücken sowie mit Philip Tiedemann ("Die Goldbergvariationen") in Stuttgar und mit Markus Dietz ("Der Volksfeind") in Dresden zusammen. Ihre nächste Arbeit wird "Die Sommergäste" in Bremen in der Regie von Markus Dietz sein.

 

Jörg-Martin Wagner musizierte zuerst als Geiger und Sänger in klassischen Orchestern und Chören, dann als Drummer in Bands mit Musikern aus aller Welt, bevor er ein klassisches Studium aufnahm, das er als Orchesterschlagzeuger abschloss. Ab 1995 arbeitete er als Schauspielkomponist am Schauspiel Bonn. Eine freie Produktion mit gewaltbereiten Jugendlichen in Bremen brachte ihn 1997 mit "Educational Arts" in Kontakt, und er begründete 2000 in Hamburg das mehrfach preisgekrönte Projekt "Jamliner" - ein Musikmobil für Hamburgs soziale Brennpunkte. Seit 2003 ist er freier Mitarbeiter der Schauspielschule "Ernst Busch".

 

Weitere Termine: 23.3., 19.30 Uhr; 16.4., 19.00 Uhr; 28.4., 19.30 Uhr,

18.5., 19.30 Uhr, 23.05., 19.30 Uhr

 

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