Im Haus der Familie Stahlbaum schmücken Clara, ihr Bruder Fritz und die Eltern diesen Weihnachtsbaum. Claras und Fritz' Patenonkel Drosselmeier erzählt den Kindern die Geschichte seines Neffen, der vom bösen Mausekönig in einen Nussknacker verwandelt wurde. Drosselmeier überreicht Clara ihr Weihnachtsgeschenk - einen Nussknacker. Im Bühnenbild und den Kostümen von Jürgen Rose verschwindet zwar die legendäre Choreographie von Marius Petipa, doch der märchenhafte Zauber kann sich trotzdem ganz allmählich entfalten. Als der böse Mausekönig mit seiner Mäuseschar plötzlich erscheint, kann sich auch die geheimnisvolle Aura von Hoffmanns Erzählung offenbaren. Clara ruft alle ihre Spielzeuge, um dem bedrängten Nussknacker zu helfen. Sie besiegt den Mausekönig und verarztet den verwundeten Nussknacker. Mit einem Hammer wird die Walnuss zerschlagen.
Im zweiten Akt treten die riesigen, geheimnisvollen Walnüsse immer größer in Erscheinung. Es ist wie das wunderbare Aufblühen von Träumen. Allerdings ist der Nussknacker während dieser großen Reise verschwunden. Clara und Drosselmeier machen sich auf die Suche nach ihm. Clara trifft auf alle ihre Spielsachen und fragt sie, wo der Nussknacker ist. Sie hat plötzlich eine Vision und findet schließlich Drosselmeiers Neffen, den verzauberten Nussknacker. Ihre Liebe hat ihn vom Fluch des Mausekönigs befreit. Das Liebespaar verschwindet jetzt in einer großen Walnussschale. Und Drosselmeier sinnt zuletzt nochmals über die gesamte Handlung nach.
Das Mädchen Clara steht bei Edward Clug und Jürgen Rose eindeutig im Zentrum des Geschehens. Clara wird von Anna Osadcenko mit wunderbarer Leichtigkeit getanzt. Jürgen Rose hat Spielzeuge für Clara gezaubert, die für Edward Clug zur Inspiration wurden. Den Nussknacker beziehungsweise Drosselmeiers Neffen tanzt David Moore mit starker Präsenz. Miniaturfiguren von Käfern, Toreros und Schmetterlingen bevölkern die Bühne. Die harte Schale der Walnüsse erinnert hier an einen menschlichen Schädel und das Innere an ein Gehirn. Die Spielzeuge entspringen dabei wie eine Wundertüte. Der Nussknacker ist in dieser Choreographie in einem hölzernen Panzer gefangen, dennoch verliebt sich Clara in ihn. Ciro Ernesto Mansilla gestaltet Claras Patenonkel Drosselmeier mit akribischer Nonchalance. Claras Fähigkeit, den vermeintlich hässlichen Nussknacker zu lieben, stellt für Edward Clug bei dieser Choreographie ein zentrales Motiv dar. Und am Ende heiratet sie ihn, da sie in ihm den Neffen ihres Patenonkels erkennt.
Das Staatsorchester Stuttgart musiziert unter der Leitung von Mikhail Agrest wie aus einem Guss. Vor allem die melodischen Einfälle blühen leidenschaftlich auf. Leichtigkeit und Unbeschwertheit kennzeichnet die von den Tänzerinnen und Tänzern reizvoll gestaltete "Ouvertüre miniature". Klarinetten, Trompeten, Hörner und Streicher gestalten graziös den kleinen Marsch. Der Achttakter wird in vielen Wiederholungen facettenreich variiert und von der Kompagnie virtuos aufgegriffen. Und der silbrige Celestaklang beim "Tanz der Fee Dragee" wirkt verzaubernd. Feurig derb kommt dann der "Trepak" daher, der in einem wilden Wirbel endet. Melancholisch bewegt erscheint der "Arabische Tanz" mit den Variationen über dem monotonen Quintenbass, auch hier glänzt das Stuttgarter Ballett in fulminanter Weise. Im "Chinesischen Tanz" stehen die schrillen hohen Lagen der Flöten zierlichen Pizzicati gegenüber, die das Stuttgarter Ballett facettenreich aufgreift. Das Kopfwackeln der kleinen Pagoden sticht facettenreich hervor. Graziös erscheint der "Tanz der Mirlitons" mit seinen kleinen Schleifern und Vorschlägen, die die Tänzerinnen und Tänzer in vielen Nuancen und Pirouetten sensibel nachzeichnen. Und auch der wunderbare Blumenwalzer steigert sich hier zu machtvoller Größe.
Der Winterzauber der Kindheit, der Duft weihnachtlicher Backstuben und das leise Rieseln des ersten Schnees im Glanz der Sterne scheint hier immer präsent zu sein. Ein weiterer Höhepunkt ist der große Pas de deux von Clara und dem Nussknacker. In weiteren Rollen gefallen Clemens Fröhlich als Medizinalrat Stahlbaum, Joana Romaneirao Kim als Frau Stahlbaum, Alessandro Giaquinto als Fritz, Matteo Crockard-Villa als Großvater sowie Sonia Santiago als Großmutter. Riccardo Ferlito als Oberbürgermeister, Juliane Franzoi las Frau Oberbürgermeister, Christopher Kunzelmann als Offizier, Alicia Torronteras als Frau Offizier, Daniele Silingardi als Doktor, Aiara Iturrioz Rico als Frau Doktor, Fabio Adorisio als Juwelier, Adrian Oldenburger als Pfarrer, Giulia Frosi als Künstlerin, Eva Holland-Nell als Witwe sowie Adrien Hohenberg, Leon Metelsky, Maceo Gerard (Hausdiener) sowie Ruth Schultz, Katharina Buck und Yana Peneva (Dienstmädchen) ergänzen das Ensemble in bewegender Weise.
Zuletzt Jubel und begeisterter, tosender Schlussapplaus.