„Dantons Tod spielt in einem Zwischenreich des Todes, der ein Bühnen-Jahrmarkt ist: Köpfe sind hier bereits gerollt wie Bowlingkugeln, die
Revolutionäre sind lebende Tote. Eine typische Ciulli-Metapher, tröstlich und verstörend zugleich, bei der mitschwingt, das Leben nur ein flüchtiges Theater und vor dem Tod jeder gleich ist. Autistisch wippend sitzen die gefressenen Kinder der Revolution in Sträflingskleidung auf einem abgestürzten Karussell und halten ihre Ketten selbst: Im Namen der Freiheit begibt man sich freiwillig in selbst kreierte Gefängnisse. (...)
Der Istanbuler Danton ist ein gefräßiger, sinnlicher Koloss. ‚Eygül’, September, heult er immer wieder, gepeinigt von den Gespenstern seiner Vergangenheit: denn ehe Danton aus der Tötungsmaschinerie der Revolution ausstieg, war er für die Septembermorde auf dem Marsfeld verantwortlich. Es ist dieser Ausstieg aus der Logik des Tötens, der Ciulli interessiert und den er hier intensiver zeigen kann als vor einem Jahr bei der Premiere in Mülheim: ein Mann, der auf der Höhe seines Ruhms lieber selber stirbt, als weiter zu töten. Der aussteigt aus dem eigenen Erfolg. Und während die toten Revolutionäre wie Treibholz auf dem gleichgültigen Meer der Geschichte treiben, der blau angestrahlten Bühne schwimmen, wird Danton dennoch von seiner Eitelkeit eingeholt, richtet sich immer wieder auf, um letzte, vergessene Worte zu verkünden. Ciulli schert sich nicht um islamische Sitten und bebildert genüsslich Büchners sexuell aufgeladene Sprache. (...)
Der graue Stadttheaterkasten mit rund 900 Plätzen ist ausverkauft, der Applaus ist grandios.“ (‚Freitag’ anlässlich der Premiere in Istanbul)
Eintritt 30 / 22 / 16 / 10,50 / erm. 7,50 Euro
Kartentelefon 040.32 81 44 44.
www.thalia-theater.de