Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Blaubart" - Eine gemeinsame Produktion von Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Symphonieorchester Bern"Blaubart" - Eine gemeinsame Produktion von Musiktheater, Schauspiel, Tanz..."Blaubart" - Eine...

"Blaubart" - Eine gemeinsame Produktion von Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Symphonieorchester Bern

Premiere Sa 6. Okt. 2012, 19:30 Uhr, Stadttheater Bern. -----

Dr. Felix Schaad wurde ein Jahr lang verhört, verdächtigt des Mordes an seiner sechsten, vorletzten Ehefrau. Am Ende wird er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Mit diesem Freispruch beginnt Max Frischs Roman und gleichsam die spartenübergreifende Produktion BLAUBART.

Schaads Patienten sind abgewandert, er muss seine Praxis aufgeben und vertreibt sich die Zeit beim Billard, in der Sauna, beim Wandern und mit Alkohol. Doch all das nutzt nichts: die Stimmen in seinem Kopf verstummen nicht und die endlose Parade der Zeugen, die sich auf diese Weise immer wieder Gehör verschaffen, nimmt kein Ende. Obwohl vor Gericht und in Tat und Wahrheit unschuldig, ringt der Protagonist mit einer diffusen männlichen Erbschuld, die er sich in endlos quälenden Selbstgesprächen bis in seine Kindheit zurück selbst zu beweisen versucht.

 

Max Frischs letzter Roman (geschrieben 1984) kreist, wie jede seiner Schriften, um einen männlichen Protagonisten, dessen Gedanken- und Gefühlswelt akribisch seziert wird. Dialogisch aus der Perspektive Dr. Schaads (Blaubart) geschrieben, bietet dieser Roman eine geeignete Vorlage, die mit sämtlichen Theatermitteln – Musik, Gesang, Tanz, Schauspiel, Licht, Video – assoziativ angereichert wird.

 

Erstmals arbeiten bei dieser Produktion alle Sparten der neu gegründeten Institution des Konzert Theater Bern gleichberechtigt vom ersten Konzeptionsgedanken bis zur Premiere eng zusammen. Die Auswahl des Stoffes, der von Liebe und Tod als den klassischen Themen der Theaterbühne handelt, bildet mit seiner Sprache das Fundament des Abends, wird aber vom Regisseur Michael Simon an Schlüsselstellen um musikalische Formen erweitert. Musik, Gesang und Tanz sind dabei

Ausdrucksformen, die jenseits der Ratio und des Sprechens unbewusste Zustände erlebbar machen. So wird beispielsweise Schrekers Kammersinfonie an den Anfang des Abends gestellt, um in Form von Bild- und Bewegungstheater die stummen Erinnerungen Dr. Schaads zu evozieren. Auch Wagners Wesendoncklieder, die sowohl mit Klavier als auch Orchesterbegleitung erklingen, bilden eine Folie, vor der in das Seelenleben des Arztes hinabgeblickt werden kann: Die Lieder werden nicht als eine Verdopplung eines offensichtlichen Gefühls gezeigt, sondern als eine Oberfläche, vor der das Defizit eines Mannes, umso deutlicher hervortritt. Michael Simon, der in dieser Produktion nicht nur die Regie übernimmt, sondern auch das Bühnenbild entwickelt hat, sieht sich der postdramatischen Erzählform verpflichtet. Das bedeutet, „sich nicht dem Druck zu ergeben, eine Geschichte linear zu erzählen, sondern sie auch im Verhältnis zu den dramatischen Mitteln zu untersuchen.“

 

Mit Texten aus dem Roman von Max Frisch

Musik von Franz Schreker, Krzysztof Penderecki,

Arthur Honegger und Richard Wagner

 

Musikalische Leitung Sébastien Rouland

Regie Michael Simon

Choreographie Nicola Gründel

Kostüme Anna Eiermann

Chor Zsolt Czetner

Orchester Berner Symphonieorchester

Dr. Felix Schaad Stéphane Maeder

Staatsanwältin Henriette Cejpek

Zeuginnen Milva Stark

Rosalinde (Tänzerin) Irene Andreetto

Rosalinde (Sängerin) Claude Eichenberger

 

Weitere Vorstellungen: 13., 16., 20., 28. Okt. |02., 17. Nov. | 02., 08., 13., 21.

Dez. 2012 | 05. Jan. 2013

BESETZUNG

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER FRAUENHELD ALS MYTHISCHE GESTALT -- Revue-Operette "Casanova" von Strauss/Benatzky in der Staatsoper Stuttgart

Barberina steht als schöne Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Das Männlichkeitspathos wird in Marco Stormans Inszenierung auf die Spitze getrieben. Natürlich erscheint der Schwerenöter Casanova auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

GROSSE RHYTHMISCHE ENERGIE -- 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Im 4. Kammerkonzert "Souvenirs" des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) mit Franz Schuberts unvollendet gebliebenem…

REICHHALTIGE MUSIK -- Neue CD: Platz für kreative Frauen - Boulanger Trio bei Berlin Classics

Karla Haltenwanger, Pianistin des Ensembles Boulanger Trio, erklärt, dass ihnen immer wieder fantastische Komponistinnen begegnen würden, die zum Teil kaum bekannt waren oder immer noch kaum bekannt…

Von: ALEXANDER WALTHER

Spannend, poetisch, eindrucksvoll -- "Der Kreidekreis" von Alexander Zemlinsky in der deutschen Oper am Rhein

Ein uraltes Thema: Zwei Frauen streiten um ein Kind. Jede behauptet, sie sei die Mutter. Die Lösung dieses Problemfalles im Alten Testament der Bibel ist in die Geschichte als "Salomonisches Urteil"…

Von: Dagmar Kurtz

ZAUBER MUSIKALISCHER VERWANDLUNG -- "Palestrina" von Hans Pfitzner an der Wiener Staatsoper

Der jüdische Uraufführungsdirigent Bruno Walter hat dieses Werk bis zuletzt geliebt, obwohl die im Jahre 1917 im Prinzregententheater in München erstmals aufgeführte Oper "Palestrina" aufgrund der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑