Macheath tappt in die (Weiber-)Falle. Im Gefängnis trifft er auf Knastchef Lockits Töchterchen Lucy, die er geschwängert hat. Sie verhilft ihm zur Flucht und Polly zu Gift - vergebene Liebesmüh. Am Ende flehen zwei Mädels um Gnade für Macheath...
Sex & Crime & Rock 'n' Roll. Die Location: eine lupenreine Bananenrepublik. Spendensümpfe stinken gen Himmel, die Justiz ist weitgehend privatisiert. Zumindest wäre diesbezüglich von "PPP" (Public-private-Partnership) zu sprechen. [Wir sind im Vereinigten Königreich, aber das spielt keine Rolle.] Der oberste Gangster kooperiert mit den Behörden in Sachen Verfolgung von Straftaten (und entledigt sich so elegant unliebsamer Konkurrenz wie auch ineffizienter Mitarbeiter). Die Firma "Mitgefühl und Anstand" meldet Insolvenz an und wird von der "Gesellschaft für Betrug und Heuchelei" (schrankenlos und frei von Haftung) liquidiert. Heilig ist allenfalls die Ganovenehre, doch wirklich Verlass ist nur auf ordentliche Buchführung: Notiert werden Menschen - Ankauf und Abstoß nach Maßgabe ihres Nutzens. Die Moral ist verrottet, aber das mit System. Die Möglichkeit zur gegenseitigen Vernichtung garantiert den Fortbestand lukrativer Partnerschaften. Und die Liebe ist eine Himmelsmacht, die die irdische erweitert (ansonsten eine affektive Fehlleistung aus längst vergangenen gefühls(du)seligen Zeiten).
Damit auch richtig Freude aufkommt, haben alle stets ein pfiffiges Liedchen auf den Lippen:
Gays famoses Singspiel ist nämlich nicht nur Gesellschafts- und Politsatire,
sondern auch Opernparodie. Und am Ende ist alles gut...
Satirisch - Trashig - Unverwüstlich
Über die Jahrhunderte erwies sich THE BEGGAR 'S OPERA als Megahit - wie das Gesellschaftssystem, das Gay aufs Korn nimmt. Nur dass die Fans der OPERA sich von den Fans des Systems gemeinhin deutlich unterscheiden. (Was nicht ausschließt, dass die Herrschaften in den Logen ihre Karikaturen auf der Bühne mit Applaus bedenken...)
THE BEGGAR 'S OPERA wurde am 29. Januar 1728 am Lincoln's Inn Fields Theatre uraufgeführt -
nachdem andere Häuser dankend ablehnten (Angst vor Misserfolg und Zensur) und die Herzogin von Queensberry eine Geldspritze in Aussicht stellte. Die OPERA brachte es in der ersten Spielzeit auf bis dato unvorstellbare 62 Aufführungen (üblich waren 5 bis 6). Der Spruch der Stunde: THE BEGGAR 'S OPERA habe Rich (Theaterleiter John Rich) gay (froh) und Gay rich gemacht...
Mit
Hannes Berg | Martin Cambeis | Elisabeth Grünebach
Maria Maschenka | Sven Schöcker | Kai Taschner
Marcus Tronsberg | Luise Weber
Regie Andreas Seyferth
Musikalische Leitung Kai Taschner / Marcus Tronsberg
Bühne Peter Schultze |
Kostüme Johannes Schrödl
Lichtdesign Jo Hübner
Übersetzung + Fassung Margrit Carls
Silvestervorstellung 20:00 Uhr
Ab 7. Januar bis 19. März
jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr