Dieser Ballettabend vereint drei Choreographien, die perfekt für die unmittelbare Bühnensituation im Schauspielhaus geeignet sind: Hans van Manens namensgebendes Kammerballett kommt neu ins Repertoire, Glen Tetleys spannungsgeladenes Arena wird nach langer Zeit wieder aufgenommen.
Katarzyna Kozielska, Reid Andersons choreographische Neuentdeckung, steuert ihre zweite Uraufführung für das Stuttgarter Ballett bei. Katarzyna Kozielskas neues Stück Neurons wirft einen Blick ins Innere: Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir bestimmten Situationen ausgesetzt sind, in denen wir Glück oder Niedergeschlagenheit empfinden? Die Messungen ihrer Gehirnströme – in deren Wellen sich Bewusstseinszustände wie Wachheit und Schlaf, Traum und Aktivität widerspiegeln – wurden zum Ausgangspunkt für Kozielskas Choreographie. Zur Musik von John Adams und Max Richter
verwandelt sie die Tänzer selbst in Neuronen und bringt deren sonst unsichtbaren Bewegungen in der für sie typischen Kombination aus klassischem und hypermodernem Tanz auf die Bühne.
Katarzyna Kozielska ist Absolventin der John Cranko Schule und Halbsolistin beim Stuttgarter Ballett. 2011 schuf sie mit großem Erfolg ihre erste Choreographie für die Noverre-Gesellschaft; 2014 kreierte sie zum ersten Mal ein Stück für das Stuttgarter Ballett: In A. Memory, inspiriert von ihrer Liebe zur Bildenden Kunst, verband sie die Choreographie auf faszinierende Weise mit einer beeindruckenden Netz-Skulptur der amerikanischen Künstlerin Janet Echelman.
Erstmals im Rahmen dieses Ballettabends in Stuttgart zu sehen ist das namensgebende Kammerballett von Hans van Manen. In seiner unverwechselbaren Tanzsprache hat der niederländische Meister klarer, puristischer Ballette ein Stück für vier Tänzerinnen und vier Tänzer kreiert, das viele kleine Geschichten zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt: Episoden von Einsamkeit und Gemeinsamkeit werden mit einem allgegenwärtigen Augenzwinkern angedeutet. Mit dieser Stuttgarter Erstaufführung erweitert Reid Anderson das ohnehin schon beachtliche van Manen-Repertoire des Stuttgarter Balletts um ein weiteres Werk.
In der Spielzeit seines 20-jährigen Intendanz-Jubiläums war es Reid Anderson zudem ein besonderes
Anliegen, wieder ein Werk des Choreographen Glen Tetley auf die Bühne zu bringen, der von 1974 bis
1976 Direktor des Stuttgarter Balletts war und die Compagnie für ein völlig neues Bewegungsvokabular öffnete. In seinem Arena hat Tetley klassische Elemente und Modern Dance zu einem aufwühlenden Tanztheater über die Mechanismen von Macht und Unterdrückung fusioniert, begleitet vom antreibenden Soundtrack Morton Subotnicks, einem Pionier der elektronischen Musik.
Nach langer Zeit kommt Arena nun mit neuer Besetzung wieder auf die Bühne.
Ballettabend
KAMMERBALLETTE
'Kammerballett'
Choreographie Hans van Manen Musik Kara Karayev, Domenico Scarlatti, John Cage
Bühne und Kostüme Keso Dekker Licht Joop Caboort
Uraufführung 14. September 1995, Nederlands Dans Theater
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett 4. März 2016
'Arena'
Choreographie Glen Tetley, © Glen Tetley Legacy Musik Morton Subotnick Bühne Paul Theck
Originalbeleuchtung John B. Read
Uraufführung 4. Februar 1969, Nederlands Dans Theater
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett 22. Dezember 1973
Uraufführung 'Neurons'
Choreographie Katarzyna Kozielska Musik John Adams, Max Richter Kostüme Thomas Lempertz
Uraufführung 4. März 2016, Stuttgarter Ballett
Weitere Vorstellungen im Schauspielhaus 9. / 11. März / 12. / 14. / 29. / 30. April 2016