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Badisches Staatstheater Karlsruhe: Joe Orton, "Was der Butler sah"

Premiere: Donnerstag, 18. März 2010, 20 Uhr |INSEL

 

Ein ganz normaler Tag in einer psychiatrischen Anstalt: Psychiater Dr. Prentice möchte seine neue Sekretärin Geraldine untersuchen - möglichst unbekleidet.

Seine Frau platzt herein und ist empört: Nach ihrem regelmäßig stattfindenden Lesbierinnentreffen hat ihr der durchtriebene Hotelpage Nick - bis auf den Pelzmantel - die gesamte Kleidung gestohlen und zudem die heiße Affaire photodokumentarisch festgehalten. Mrs. Prentice ist von nun an erpressbar. Die Vertreter der Regierung Dr. Rance und Sergeant Match versuchen die Ordnung wiederherzustellen.... bis auch sie in den Strudel der Ereignisse geraten. Bald ist nicht mehr auszumachen, was Wahrheit und was Lüge ist. Die Grenzen zwischen Vernunft und Wahnsinn, Arzt und Patient, männlich oder weiblich beginnen zu verschwimmen.

 

In der 1969 uraufgeführten Farce werden in rasendem Tempo alle Register sexueller und textiler Befreiung gezogen. Die Spirale des Aberwitzes dreht sich unaufhaltsam und bar jeglicher Logik: immer neue Lügen, Verwechslungen, Verkleidungen, Geschlechtsvertauschungen und Verfolgungen werden aufgetischt – bis am Ende Schüsse fallen.

 

Joe Orton wird in Leicester im Jahr 1933 geboren. Mit sechzehn verläßt er die Schule, besucht zwei Jahre später die Royal Academy of Dramatic Art und verbringt wegen Verunstaltung von Leihbüchern sechs Monate im Gefängnis. Während des Studiums trifft er den sieben Jahre älteren Schauspieler und Schriftsteller Kenneth Halliwell. Halliwell wird Ortons Freund, Mentor, Geliebter und schließlich sein Mörder.

 

Zu Beginn der 1960er Jahre beginnt Orton, Stücke zu schreiben. „Seid nett zu Mr. Sloane“, „Beute“ und „Was der Butler sah“ gelten als seine erfolgreichsten. In wenigen Jahren wird Joe Orton zum vielsprechenden englischen Dramatiker und ein aufsteigender Stern. Ortons Humor ist anarchistisch, bissig und respektlos. Sein Debütstück „Seid nett zu Mr. Sloane“ wurde 1964 ein weltweiter Erfolg und auch verfilmt. Für „Beute“ erhielt er 1967 den „Evening Standard“- und „Plays and Player Award“. Während Orton den Erfolg im In- und Ausland genießt, sinkt sein eifersüchtiger Partner Halliwell immer tiefer in die Einsamkeit und Depressionen. Am 9. August 1967 erschlägt er seinen berühmten Partner mit einem Hammer und begeht dann Selbstmord. Die Komödie „Was der Butler sah“ wurde nach dem Tod Ortons am 5. März 1969 am Queen’s Theatre in London urauffgeführt. 1987 verfilmte Stephen Frears Ortons Leben unter dem Titel „Prick up your ears“.

 

Deutsch von René Pollesch

 

Inszenierung: Robin Telfer | Ausstattung: Siegfried E. Mayer

 

Mit: Lisa Schlegel (Mrs. Prentice), Teresa Trauth (Geraldine Barclay); Gunnar Schmidt (Sergeant Match), Christian Schulz (Dr. Prentice), Hannsjörg Schuster (Dr. Rance), Christoph Wünsch (Nicholas Beckett)

 

Weitere Vorstellungen: 20.3., 25.3. und 28.3.2010

 

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