In mittelalterlichen skulpturalen Passionsgruppen sieht man sie manchmal: die Menschen aus dem Volk, die dem Geschehen mit offenen Mündern erstarrt zuschauen. Und diese Position sieht man in Laurent Chétouanes Interpretation der Johannespassion von Bach häufig. Die Leidensgeschichte Jesus beginnt in seiner Inszenierung mit Jesu Kreuzigung. Die letzten Stunden werden hier nicht nur aus dessen Sicht geschildert, sondern auch die Reaktionen der Beteiligten und Zuschauenden werden eindrucksvoll und empfindsam dargestellt. Jeder ist beteiligt. Auch die Musiker singen und bewegen sich tänzerisch. Mitunter agieren die Mitwirkenden so nah am Publikum, das es sich ebenfalls unmittelbar miteinbezogen fühlt. Man kann nicht erwarten, dass jeder Musiker über eine ausgebildete Stimme verfügt und so ist dies auch der einzige Schwachpunkt der Aufführung. Chétounanes „Bach /Passion / Johannes“ ist dennoch sehr berührend.
Tanz: Lisa Densem, Nitsan Margaliot, Mikael Marklund, Sigal Zouk;
Musik: Timoti Fregni (Violine), Nari Hong (Flöte), Tammin Julian Lee (Orgel), Ildiko Ludwig (Viola), Tilman Kanitz (Cello), Yumi Onda (Violine), Beltane Ruiz (Bass); Gesang: Senem Gökce Ogultekin und die Musiker
Choreografie: Laurent Chétouane gemeinsam mit den Tänzern
Bearbeitung des Originals: Michael Rauter und Solistenensemble Kaleidoskop
Raum: Laurent Chétouane und Matthias Nebel; Kostüme: Sophie Reble; Licht: Stefan Riccius; Ton: Johann Günther; Dramaturgie: Leonie Otto; Mitarbeit Choreografie: Leonie Rodrian; Körperarbeit: Patricia Brülhart; Produktion: Christine Kammer (Büro Tom Stromberg) und Hendrik Unger.
Dezember 2014