»Ich komme mir schon seit geraumer Zeit wie ein dummer August vor, der hinter dem Vorhang wartet, in die Manege gerufen wird, vom Herrn Direktor eine Ohrfeige einsteckt, sich verbeugt und ver-schwindet um weiterzumachen!«
Pavel Kohout 1966
Pavel Kohout wurde am 20. Juli 1928 in Prag geboren. 1946 trat er in die Kommunistische Partei ein, 1969 wurde er ausgeschlossen. Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten der ČSR, Václav Havel, verfasste er 1977 das Gründungsdokument der Bürgerbewegung Char-ta 77. Für seine Teilnahme an dieser Bürgerinitiative hat man ihn im Jahr 1977 gemeinsam mit seiner Frau Jelena Mašínová seiner Wohnung in Prag zwangsweise verwiesen, im Jahr 1979 gegen seinen Willen nach Österreich abgeschoben, und ihm die tschechische Staats-bürgerschaft aberkannt. Im folgenden Jahr erhielt er die österreichische Staatsbürger-schaft, im Jahr 1990 bekam er die alte zurück. Heutzutage ist er Staatsbürger zweier Mit-gliedsländer der Europäischen Union. Er lebt, arbeitet und wählt sowohl in Prag als auch in Wien. Im Jahr 1969 wurde er für sein Theaterstück August August, August als "Dramati-ker des Jahres" mit dem österreichischen Theodor-Czokor-Preis ausgezeichnet.
nach: www.pavel-kohout.com
Ist August dumm?
August ist schrecklich liebenswert. Und ein Magier: Er kann Puppen Leben einhauchen und spielend Kinder machen. Ist mit Haut und Haaren den Lipizzanern verfallen! Was er nicht begreift: Dass es Grenzen für ihn geben soll. Grenzen, die Zirkusdirektoren sich ausge-dacht haben. Aber woher, bitteschön, soll ein August wissen, was ein Direktor im Kopf hat? Dinge wie: Wenn alle alles dürften, sei der Direktoren-Nimbus dahin? Das zu verstehen, ist August tatsächlich zu "dumm". Was ihm auch nicht in den Sinn kommt: Dass man ihn "vor-führt". Dass alles, was er tut, um seinen Lebenstraum wirklich werden zu lassen, der Be-spaßung des Publikums dient. All die Schikanen - damit andere über ihn lachen? Unvorstell-bar für August. August vertraut nämlich. Auf sich, auf die Seinen, auf alle. Voller Vertrau-en lässt er sich nicht nur vorführen, sondern auch verführen, nämlich den Traum des "großen Mannes" zu träumen. Das ist sicher nicht besonders schlau.
Verdient er deshalb unseren Spott?
Was sollte auch sein, wenn die Auguste den Direktoren und Direktoren-Schergen, die hier Stallmeister heißen, auf die Schliche kämen? Sollten die Auguste dann etwa kündigen? "Ih-re Zelte abbrechen"? Und worüber sollten wir dann noch lachen? Nein: Lasst die Auguste, wo sie sind! Lasst sie davon träumen, "Lizzipaner zu frisieren": Das Ende ist grausig - aber wenigstens können wir mitleiden...
Deutsch von Lucie Taubovà
Mit
Denis Fink | Judith Bopp
Marion Niederländer | Andreas Seyferth
Alexander Wagner
und
Marcus Tronsberg (Livemusik)
...sie figurieren als Zirkusdirektoren, Zirkusdirektorengattinnen, Stallmeister, Kapellmeister sowie als Mitglieder der August-Familie...
Regie Sven Schöcker
Bühne Peter Schultze
Kostüme Johannes Schrödl
Lichtdesign Jo Hübner
Technik Max Reitmayer/Bogdan Domanskyy
Silvestervorstellungen 16 und 19:30 Uhr
Ab 3. Januar bis 2. März
jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr