In Tschechows Komödie Die Möwe geht es um die Liebe im Überstehen des Unglücks, um das Entkommen aus der Öde der Provinz und die Produktion von Kunst. „Wir beschreiben das Leben so wie es ist und weiter weder piep noch pup. Wir haben weder Nah- noch Fernziele, unser Herz ist wie leergefegt. Ob dies eine Krankheit ist oder nicht – es geht nicht um die Bezeichnung, sondern um das Eingeständnis unserer Lage“, so Tschechow an einen Freund und Kollegen.
Tschechow gelingt es, das Gefühlselend der leidenden Menschen in ihrer Alltäglichkeit und ihren Leerlauf in einer materiell saturierten Gesellschaft widerzuspiegeln und es gleichzeitig komisch und lachhaft wirken zu lassen.
ZUM STÜCK
In diesem Stück geht es immer auch um die Kunst und deren Wahrnehmung.
Bei Tschechow drücken die Figuren weniger aus, wer sie sind oder sein wollen; die Menschen verdeutlichen sich stets im Blick der anderen. Was ist los mit diesen Menschen und warum gehen sie uns heute noch genauso an wie vor hundert Jahren? Sie suchen nach Liebe und Sinn, sie denken groß und
handeln doch immer wieder klein. Tschechows realistisches Sinnsucher- und
Liebesleidstück ist ein theatralischer Seelenzergliederungsapparat, in dem eine traurige Komödie und eine groteske Tragödie zugleich stecken. Wie in allen unseren Produktionen wollen wir auch in der „Möwe“ Ensemblearbeit forcieren, so dass es ein Aufeinanderhorchen und zärtliches Miteinander der Schauspieler und Schauspielerinnen gibt, wie man es vom Musizieren her kennt.
Der Spiegelsaal des Wiener Volksliedwerks ist der ideale Spielort, um die Stimmung auf dem Landgut am See zu evozieren, wo vom wahren Leben und vom Theater geträumt wird und wo Mutter und Sohn, die Diva und ihr Geliebter, der Schriftstellersohn und die junge Nina einander lieben und quälen.
MIT Inge Altenburger, Lena Brandt, Evelyn Fuchs, Walter Gellert, Manfred Jaksch, Peter
Kratochvil, Karl Menrad, Krista Pauer, Andreas Peer und Markus Pol
REGIE Erhard Pauer
VORSTELLUNGEN 16., 17., 18., 19., 20., 23., 24., 25., 26. und 27. August 2010
ATW TSCHECHOW-TRILOGIE
Anlässlich des 150. Geburtstages Anton Tschechows startet das ATW im August 2010 mit „Die Möwe“ seine Tschechow-Reihe. Teil zwei werden „Szenen aus dem Landleben“, basierend auf Tschechows Stücken „Der Waldschrat“ und „Onkel Wanja“. Im dritten Teil wird es um die „Drei Schwestern“ gehen.