Arlecchino oder Die Fenster
Ein theatralisches Capriccio in einem Akt von Ferruccio Busoni
Worte vom Komponisten
Den Doppelabend eröffnet das tragik-komische Capriccio Arlecchino von Ferruccio Busoni (1866 – 1924). Die Aufsehen erregende Uraufführung am Züricher Stadttheater 1917 dirigierte der Komponist höchstpersönlich. Busonis Einakter stellt ein Unikum der Opernliteratur dar: Die Rolle des Titelhelden Arlecchino ist einem Sprecher anvertraut, welcher nur ein kleines „Lied“ hinter der Bühne zu singen hat. Ansonsten ist er Macher und Kommentator seiner eigens inszenierten Musikkomödie.
Busonis Komposition ist eine köstliche Parodie der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts im Stile der Kollegen Rossini und Donizetti. Aber auch Beethoven und sogar Mozarts Don Giovanni blinzeln ab und an verschmitzt durch die Partitur. Das Werk ist in vier Sätze untergliedert und erinnert entfernt an den Aufbau einer Sonate: Zwei überwiegend schnelle Ecksätze umrahmen einen Marsch und einen lyrisch getragenen Satz.
Handlung
Betrogener Ehemann, fremd dem eignen Lose,
Rivalen, um ein zweites Weib in Streit;
Blutiger Zweikampf folgt, daran sich lose
Landläufige Weisheit und Betrachtung reiht;
Ein grader Mann in buntgeflickter Hose
Greift hurtig-keck in die Begebenheit;
So spiegelt sich die kleine Welt im kleinen;
was lebend wahr, will nachgeahmt erscheinen.
(aus: Arlecchinos Ansprache an das Publikum, Prolog)
&
Cavalleria rusticana
Sizilianische Bauernehre
Melodram in einem Aufzug von Pietro Mascagni
Dichtung von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci
Die Erfolgsgeschichte des Operneinakters Cavalleria rusticana des italienischen Komponisten Pietro Mascagni (1863 – 1945) liest sich wie ein Märchenbuch: Ein junger Student reicht 1890 ein Opern-Manuskript bei einem Kompositionswettbewerb ein, gewinnt diesen und die umjubelte Uraufführung im Mai desselben Jahres am Teatro Costanzi in Rom macht den bisher völlig unbekannten Pietro Mascagni über Nacht zum Superstar der Opernwelt. Seit diesem besagten Jahr ist der Einakter Cavalleria rusticana – daraus weltberühmt das Sinfonico intermezzo – von den Spielplänen der Alten und Neuen Welt nicht mehr wegzudenken. Die Geburtsstunde der Oper kreierte neben dem überwältigenden Publikumserfolg auch einen völlig neuartigen Stil: das realistische Musiktheater – Verismus genannt. Merkmal hierfür ist die naturalistische Darstellung von Grausamkeiten und sozialen Missständen. Der Komponist traf den Nerv der Zeit.
Handlung
Ein sizilianisches Dorf am Ostermorgen des Jahres 1880. Die Bäuerin Santuzza, welche von Turridu verführt wurde, ist verzweifelt, als sie herausfindet, dass er sich wieder seiner früheren Geliebten Lola zugewandt hat. Diese ist jedoch inzwischen mit dem Fuhrmann Alfio verheiratet. Als ein letzter Versuch der verletzten Santuzza scheitert, den Geliebten zurückzugewinnen, erzählt sie Alfio von der Beziehung. Dieser schwört Rache und fordert Turridu zum Duell auf. Wenig später wird Turridu von Alfio erstochen.