Dafür muss Antigone sterben und Kreon untergehen. Die antiken Tragödien entstanden nicht von ungefähr fast parallel zur Etablierung der attischen Demokratie. Im Theater konnte über die Form der Mitbestimmung des Volkes diskutiert und über die Welt philosophiert werden, Verfahrensweisen staatlicher Ordnung im wahrsten Sinne des Wortes erprobt werden. So spielten die Werke exemplarisch durch, was in der Praxis wenig Erfahrung kannte: das Gelingen politischen Handelns zum Wohle aller. Ein bis heute aktuelles Thema. Gleichzeitig erzählen alle drei Stücke von Verblendeten und vom Übertreten einer roten Linie, die kein Zurück mehr erlaubt: Ödipus, in der gleichnamigen Tragödie, muss am Ende mit stetig steigender Paranoia auf der Suche nach dem Mörder des Laïos am Ende über sich selber stolpern. Er hat zu tief gegraben. Eteokles in »Sieben gegen Theben« hat unrechtmäßig den Thron beansprucht und muss seine Stadt vor der unvermeidlichen Eroberung durch seinen Bruder verteidigen und kann am Ende dies nur durch seinen Tod erreichen. Und in »Antigone« wird Kreon erkennen müssen, dass sein unbedingtes Durchsetzen der neuen Ordnung auch für ihn einen verheerenden Ausgang haben wird.
Neben der Möglichkeit, die Zusammenhänge und Konsequenzen der drei Tragödien als Ganzes zu erleben, ist das Thema um die männliche Vererbungsfolge und deren verhängnisvoller Lauf ein weiteres inhaltliches Interesse der Inszenierung: Während in »Ödipus« noch beide Geschlechter gleichberechtigt agieren, ändert sich das über die beiden folgenden Teile wesentlich, zu Gunsten einer männlich dominierten Herrscherkonstellation. Die besondere und kraftvolle Sprache der Antiken-Trilogie in der Übersetzung von Dietrich Ebener fasziniert Cornelia Crombholz darüber hinaus als außergewöhnliche theatrale Form: So werden die Sprechchöre in der Einstudierung von Alexander Weise (Chorleiter) und David Schwarz (Musik) zu einem besonderen Ereignis. Und dies in einem Bühnenraum von Marcel Keller, der unserer Sicht auf die heutige Akropolis in Athen oder den antiken Statuen gleicht: Waren sie einst bunt bemalt, ist für uns die Antike heute klassisch Weiß gehalten und deckt als Farbe der Unschuld die Schuld früherer Generationen.
Trilogie der Verfluchten: König Ödipus. Sieben gegen Theben. Antigone
von Sophokles und Aischylos I Deutsch von Dietrich Ebener
Regie Cornelia Crombholz
Bühne Marcel Keller
Kostüme Marion Hauer
Musik und Einstudierung David Schwarz
Chorleitung Alexander Weise
Licht Guido Schnorr
Dramaturgie David Schliesing
Mit:
Antonia Schirmeister, Maike Schroeter, Carmen Steinert, Marie Ulbricht, Léa Wegmann; Christoph Förster, Cornelius Gebert, Daniel Klausner, Marian Kindermann, Lukas Paul Mundas, Oliver Niemeier, Burkhard Wolf
Weitere Termine entnehmen Sie bitte dem Monatsspielplan.
Karten Premiere: 24 € / ermäßigt 14 €
Karten weitere Vorstellungen: 20 € / ermäßigt 10 €
Reservierung und Kauf an der Theaterkasse telefonisch: (0391) 40 490 490,
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