Dabei ist dieser Text, wie immer bei der erfolgreichsten deutschsprachigen Dramatikerin der Gegenwart, alles andere als eindeutig und linear. Elfriede Jelinek verhandelt das Private ebenso wie das Politische, Müllers Gedichte klingen nur mehr wie ein romantisches Echo durch die vielschichtig verhandelte Gegenwart.
In diesem labyrinthischen Gebilde, das im Jahr seiner Uraufführung mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet und seither mehr als 20 Mal inszeniert wurde, muss jeder Interpret seinen eigenen roten Faden finden. Dabei stößt man auch auf entlarvende und scharfzüngige Passagen, in denen zwischen Parodie und Pathos sehr unterschiedliche, oft überraschende Töne angeschlagen werden.
Das Leitmotiv des Fremdseins, das Wilhelm Müller mit seinen berühmten Anfangszeilen etabliert hat, ist dabei ein hilfreicher Fingerzeig. »Fremd eingezogen, fremd ausgezogen, die Leier drehend, immer dieselbe Leier, immer dasselbe?«, heißt das bei Jelinek – eine Befragung der eigenen Arbeit und ein schonungsloser, mitunter ironischer Blick auf das menschliche Streben nach Bedeutung.
Inszenierung Ralf Siebelt
Mitwirkende
Christel Ortmann
Katja Sieder
Stephan Korves
Sebastian Müller-Stahl
Oliver Seidel
Sonntag, 11.10.2015 — 18 Uhr, Altes Theater/ Studio
Samstag, 17.10.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/ Studio
Samstag, 14.11.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/ Studio
Freitag, 27.11.2015 — 20 Uhr, Altes Theater/ Studio