Als nun Amphitryon am nächsten Morgen bei seiner Frau erscheint, trifft er diese in höchster Verzückung an, da Alkmene der festen Überzeugung ist, mit ihrem Mann eine wunderbare Liebesnacht geteilt zu haben. Wenig später wird sie sich von ihrem Mann verraten fühlen, der seine nächtliche Anwesenheit leugnet. Alkmene wird gequält, Amphitryon gehörnt. Und so nehmen die Verwirrungen, Täuschungen und Verstrickungen ihren unaufhaltsamen Lauf. Weder Amphitryon, noch Alkmene, noch Sosias – ebenso wenig Jupiter – sind sich ihrer selbst mehr sicher, ihre Selbsterkenntnis und ihr Selbstbewusstsein werden auf eine harte Probe gestellt, wobei Kleist in einer bestechenden Sprache seine Figuren bis an den Rand der Verzweiflung treibt. Durch die Offenlegung seiner Doppelgängerrolle verhindert Jupiter schließlich das Schlimmste. Was bleibt, sind gebrochene Identitäten und ein großes »Ach!« Alle Rätsel sind bei- und ineinander. Wer bin ich, wenn Ich ein Anderer ist?
Heinrich von Kleist (1777-1811) schrieb »Amphitryon« nach Vorlagen von Plautus und Moliére im Jahr 1806, kurz bevor er als vermeintlicher preußischer Spion für mehrere Monate in französische Gefangenschaft geriet. Im Frühjahr 1807 veröffentlichte sein Herausgeber Adam Müller Kleists Text in Dresden.
Mit Regisseurin Nora Somaini und Ausstatterin Justina Klimczyk hatten wir bereits in der vergangenen Spielzeit das Vergnügen, als sie an unserem Haus Christa Wolfs »Kassandra« zur Aufführung brachten.