Es sind sogenannte Drones. So entstehen immer wieder neue Rhythmen, die von den Tänzerinnen und Tänzern der Compagnie von Sasha Waltz höchst virtuos aufgefangen werden. Diese intensive Musik soll vom Publikum vor allem gespürt werden, was seine Wirkung im Forum nicht verfehlt. Die Klangwolke wird zum Chaos, das die Tänzer zu erdrücken scheint. Ihre Körper beben in einem unaufhörlichen Rausch, der immer stärker wird. In dieser Verbindung von Tanz und Musik durchdringen die Tänzer den Klang. Rhythmische Linien und Strukturen werden konsequent verfolgt und nachgezeichnet, akustische Grenzerfahrungen lassen sich gut nachvollziehen.
Nach der Pause folgt dann der Höhepunkt mit der kunstvollen tänzerischen Darbietung von Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 7 in A-Dur op. 92 in einer gelungenen Aufnahme mit musicAeterna unter der Leitung von Teodor Currentzis, der sich jetzt als Chefdirigent vom SWR Symphonieorchester verabschiedet hat. Der freudig beschwingte Grundton des Kopfsatzes wird hier von der Compagnie virtuos umgesetzt, die das Werk auch in der historischen Kultstätte in Delphi tanzte. Auch das zweite Thema der Einleitung zeigt dabei in seiner unterirdischen Beziehung zum Trio-Thema des Scherzo viele Facetten unterschiedlicher Bewegungstechniken, die das Ensemble von Sasha Waltz souverän umsetzt. Vor allem das übermütig hüpfende Hauptthema des Vivace sticht hervor. Man spürt, wie die verschiedenen Seitengedanken dem scharf geprägten Hauptthema entsprießen. Auch der überschwängliche Rhythmus bis zur mitreissenden Schlusssteigerung zeigt starke Prägnanz. Dynamische Kontraste offenbaren sich in starken Stimmungswechseln.
Der schreitende zweite Satz erfährt in dieser ungewöhnlichen Choreographie ebenfalls eine bemerkenswerte Präsentation. Das trauermarschartige Thema in den tiefen Streichern fesselt aufgrund der tänzerischen Umsetzung, die selbst die leidenschaftlich-drohenden Variationen virtuos einfängt. Den Stimmungsumschwung des dritten Presto-Satzes spürt man genau. Und man sieht erstaunt, wie das Hauptthema kokett in den Tönen des Dreiklangs dahertrippelt. Die fromme Feierlichkeit des Trio-Teils prägt sich tief ein, denn die Tänzer beschwören das österreichische Wallfahrtslied mit nie nachlassender Energie. Der dionysische Schwung des Finales mit seinem ekstatischen Taumel wird ebenfalls in ungewöhnlichen Szenen präsentiert, die das wie entfesselt um sich selbst kreisende Hauptthema nuancenreich beschreiben. Das kapriziös-tänzerische, fast böhmisch anmutende Motiv wird geradezu grotesk in wilden Bewegungen akzentuiert, bis die überschäumende Coda in eine Apotheose der Lebensfreude mündet, die auch Richard Wagner als "Apotheose des Tanzes" bezeichnete.
Jubel, "Bravo"-Rufe.