Eingeladen von Erbprinz Heinrich Reuß XLV., war der Komponist höchstpersönlich anwesend. Er hatte seinen berühmten „Wozzeck“-Vortrag gehalten und war hocherfreut von den überzeugenden Aufführungen. Und er konnte erleben, wie sich der Siegeszug seiner Oper, die nach der Berliner Uraufführung von 1925 in Prag und Leningrad für Furore gesorgt hatte, auch auf kleineren Bühnen fortsetzte.
Die Verbindung von sozialer Thematik und avanciertem Komponieren machte sie bald zum herausragenden Meisterwerk des modernen Musiktheaters. Bis sie als „entartete Kunst“ unters Verdikt der Nazis fiel. Alban Berg hat Georg Büchners „Woyzeck“ 1914 in Wien gesehen – jenes szenische Fragment, mit dem der 23-jährige Dichter und Revolutionär die deutsche Dramatik revolutionierte. Es zeigt das Los eines Mannes, der zum Mörder seiner Geliebten wird und der doch selbst ein Opfer ist. „Das Schicksal des von aller Welt ausgenützten und gequälten armen Menschen“ hat Berg ebenso erschüttert, wie ihn der „emotionale Stimmungshalt der einzelnen Szenen“ faszinierte. Er hat die losen Szenen Büchners zu einem Libretto mit drei Akten und 15 Szenen geordnet. Und für die Vertonung wählte er – völlig neuartig - Formen der Instrumentalmusik: Fünf Charakterstücke, eine Symphonie in fünf Sätzen und sechs Inventionen vollziehen die dramatischen Zuspitzungen eindringlich nach und entwickeln mit gestischer Prägnanz, lyrischer Zartheit und dem „großen Ton“ Mahlers eine immense Bühnenwirksamkeit und Ausdrucksstärke.
Die Neuinszenierung durch Generalintendant Prof. Matthias Oldag wird durch die Frage bestimmt, wie diese explosive Mischung von Sozialkritik, Psychodrama und Eifersuchtstragödie in unserer Zeit wirkt. Bebildert wird diese Sichtweise durch die Bühne von Thomas Gruber und die Kostüme von Hendrike Bromber. Die musikalische Leitung hat GMD Eric Solén am Pult des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera. Und die Hauptrollen sind mit Teruhiko Komori/Martin Winkler (Wozzeck), Franziska Rauch (Marie) und Jürgen Müller (Tambourmajor) besetzt.