Jetzt sind beide über dreißig. Sie sehen sich auffallend ähnlich. Sie schweigen. Vermutlich haben sie viel gesprochen, bevor wir sie sehen. Sie schauen sich nicht an. Sie ist gekommen, um sich für immer von ihrem Bruder zu verabschieden. Die Villa und die Frau tragen den gleichen Namen: Agatha.
1981 schrieb die französische Schriftstellerin und Regisseurin Marguerite Duras (DER LIEBHABER, HIROSHIMA MON AMOUR) diesen Dialog, der wie ihre anderen Theatertexte und Romane stark autobiographisch geprägt ist. In AGATHA liegt die Utopie in der Vergangenheit. Liebe und Erotik sind mit der Kindheit der beiden Geschwister verbunden. Bei ihrem Zusammentreffen werden nun die Rituale des Kindseins, gepaart mit Angst, Aggression und Lust, wiedererlebt. Agatha möchte die Liebe zu ihrem Bruder erhalten. Dies kann jedoch nur durch die Trennung ermöglicht werden. Auch wenn er nicht imstande ist, diese Trennung zu ertragen.
Mit AGATHA schrieb Duras ein Plädoyer gegen die Profanisierung der großen Emotionen, gegen eine Liebe des Besitzes, gegen das alltäglich und Erwachsen werden der Liebe.
Deutsch von Simon Werle
Regie: Julie Van den Berghe, Bühne: André Joosten, Kostüme: Greta Goiris, Musik: Ulrich Wangenheim, Harpo 't Hart, Licht: Jürgen Tulzer, Dramaturgie: Jeroen Versteele
Mit: Katja Bürkle, Stefan Merki