Dem Theater Heidelberg stehen zwei ganz unterschiedliche Schauspielpremieren ins Haus: das Nachkriegsdrama »Draußen vor der Tür« und die Uraufführung des Rechercheprojekts zum Thema Altenpflege »Villa Abendsonne«
»Draußen vor der Tür« – eines der wichtigsten deutschen Nachkriegsdramen – ist das einzige Drama des noch vor der Uraufführung jung verstorbenen Wolfgang Borchert. Er schrieb es 1946 in nur wenigen Tagen. Nach drei Kriegsjahren kommt der junge Soldat Beckmann zurück nach Deutschland und findet sein altes Leben in den Trümmern des zerbombten Hamburgs nicht wieder. Seinen verstorbenen Sohn hat er nie gesehen, seine Frau hat einen neuen Mann und am Türschild seiner Eltern steht ein fremder Name. Beckmann »ist einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür«, schreibt Borchert über seinen Protagonisten.
Mit »Draußen vor der Tür« gibt Mirjam Loibl ihr Debüt am Theater und Orchester Heidelberg. In offenen Diskursen band Loibl alle Darstellenden (Jonah Moritz Quast, Esra Schreier, Christina Rubruck, Marco Albrecht und Olaf Weißenberg) in die Entwicklung ihrer Stückvision mit ein. Das Ergebnis ist eine Inszenierung, die mit geschickten und unerwarteten Kniffen einen klugen Umgang mit dem zeitlosen Fragment Trümmerliteratur findet und Fragen nach Moral und Verantwortung stellt.
»Villa Abendsonne«, die Uraufführung zum Thema »Altenpflege«, bringt Regisseurin Luise Voigt und Theaterautor, Hörspielmacher, Sounddesigner und Komponist Björn SC Deigner zurück ans Theater und Orchester Heidelberg.
Zusammen mit den Schauspieler*innen Nicole Averkamp, Sandra Bezler, Hans Fleischmann, Hendrik Richter, Leon Maria Spiegelberg und Katharina Ley wirft Voigt einen Blick auf die prekäre Situation der Altenpflege in Zeiten von Corona. »Villa Abendsonne« entstand in einem offenen Rechercheprozess, der – unter strenger Einhaltung geltender Schutzmaßnahmen – auch in Form von Besuchen und Gesprächen in Heidelberger Pflegeeinrichtungen stattfand. So hinterfragt und verdichtet die Regisseurin in ihrem neuesten Werk die Situation im Altenpflegesektor.
»Villa Abendsonne« wurde in Kooperation mit dem Mathilde-Vogt-Haus der Paritätischen Sozialdienste entwickelt. Die mehrfach als Hörspiel- und Videokünstlerin ausgezeichnete Regisseurin inszenierte am Theater und Orchester Heidelberg zuletzt die Uraufführung »Wo die Barbaren leben« im Botanischen Garten der Universität Heidelberg sowie »Animal Farm – Farm der Tiere«. Die von Björn SC Deigner eigens für »Villa Abendsonne« komponierte Musik strukturiert den Theaterabend akustisch und wird auf der Bühne mit Jörg Teichert (Banjo / Gitarre), Gary Fuhrmann (Klarinette / Saxophon) und Garrelt Sieben (Tuba) live zu hören sein. 2019 war Komponist Deigner im Autor*innenwettbewerb des Heidelberger Stückemarkts nominiert.
Weitere Informationen sowie Karten unter www.theaterheidelberg.de oder an der Theaterkasse, Theaterstraße 10; 06221|5820000; tickets@theater.heidelberg.de