MEDEA
Joachim Schlömer führt Regie in diesem Stück, das aus zwei Teilen besteht; der erste Teil basiert auf dem gleichnamigen Stück von Euripides, der zweite auf Heiner Müllers "Medeamonolog“.
Aus Liebe zu Jason hat Medea ihr eigenes Land verraten, nun verlässt und verstößt er sie. Medea übt grausame Rache und tötet ihre gemeinsamen Kinder. Zwei Kulturen, zwei Konzepte von Politik und Liebe prallen aufeinander.
Medea ist ein Sicherheitsrisiko, eine Radikale, eine Heimatlose, eine Hexerin. Der Korin-therkönig Kreon verweist sie vorsichtshalber des Landes. Denn Jason, Medeas Mann und Vater ihrer beiden Söhne, will eine neue Ehe, mit Kreons Tochter. Alle unterschätzen Medea. So grenzenlos und grundsätzlich wie sie liebt, fällt auch ihr Hass aus: Sie fügt Jason die schlimmste Wunde zu und tötet nicht nur Jasons neue Braut und deren Vater, sondern ihre eigenen Kinder.
Der Seelenzergliederer Euripides entwickelt unter der vollkommenen Abwesenheit aller Götter die grundverschiedenen Kategorien männlichen und weiblichen Denkens und Handelns. Medea, die für Jason ihr Heimatland verraten und ihren Bruder ermordet hat, ist mit Jason einen unauflösbaren Bund eingegangen, sie liefert sich ihm aus. Jason handelt politisch, der "alte" Bund mit Medea muss einem "neuen", jetzt nützlicheren weichen. Heiner Müllers Medeamonolog aus dem Jahr 1982 setzt am Endpunkt dieser Tragödie an und spult die Ereignisse wie in einem Selbstverdauungsprozess zurück bis zum Ausgangs-punkt, an dem Medea Jason das erste Mal begegnet.
Der Regisseur und Choreograph Joachim Schloemer, seit dieser Spielzeit Kurator der Sparte Tanz (pvc tanz) am Theater Freiburg, konfrontiert die messerscharfen Dialoge von Euripides mit Heiner Müllers innerem „Medeamonolog“. So spitzt sich das Geschehen nochmals zu, wird rückwärts „verdaut“ bis zu einem Nullpunkt, der auch ein neuer Anfang sein könnte.
Joachim Schlömer lebt und arbeitet in Freiburg und Berlin.
Einem ersten Engagement als Tänzer an der Brüsseler Oper folgte die Gründung seines eigenen Ensembles, der Compagnie Josch. Nach ersten Erfolgen dieser Compagnie in London, Antwerpen, Brüssel und Lissabon übernahm er in Folge die Direktion der Tanz-theater in Ulm, Weimar und Basel. Darüber hinaus choreografierte er u.a. für das Ballet Charleroi Danse, Baryshnikovs White Oak Dance Project und das Ballet de l'Opera de Lyon.
Seit Ende der 90er Jahre arbeitet Joachim Schlömer auch als Opern- und Schauspielregi-sseur. Es entstanden Arbeiten wie Orfeo ed Euridice, La Guerra d’Amore (Einladung zum Theatertreffen 2000), beides am Theater Basel, Rheingold an der Staatsoper Stuttgart und <link http: www.joachimschloemer.com main.php l d rubrik projekte projekt_id>die Nervenwaage für das Burgtheater Wien.
2001 verließ Joachim Schlömer das Theater Basel, um als freischaffender Regisseur zu arbeiten. Seitdem entstanden Werke für die Salzburger Festspiele, <link http: www.joachimschloemer.com main.php l d rubrik projekte projekt_id>the day i go to the body, für das Burgtheater Wien, Elektra, weitere Opern und Neue Musiktheaterprojekte an der Staatsoper Stuttgart, dem Theater Basel, der Staatsoper Hannover, dem Nationaltheater Mannheim, dem Steirischen Herbst und den Wiener Festwochen.
Er erhielt 1996/97 den deutschen Kritikerpreis und den Otto-Kasten-Preis der Intendanten für sein choreografisches Werk.
MEDEA
Tragödie von Euripides und Heiner Müller
Regie Joachim Schloemer
Bühne Nadia Fistarol
Kostüme Nicole von Graevenitz
Musik Julia Schröder
Dramaturgie Viola Hasselberg
Medea Johanna Eiworth
Jason Nicola Fritzen
Kreon Ullo von Peinen
Amme Bettina Grahs
Ägeus Rebecca Klingenberg
Bote Thomas Mehlhorn
Tänzerin Sumi Yang
Weitere Vorstellungen:
28.11.06 20 Uhr
29.11.06 20 Uhr
01.12.06 20 Uhr
14.12.06 20 Uhr
17.12.06 20 Uhr, Kleines Haus
DIE WAHLVERWANDTSCHAFTEN
Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Johann Wolfgang von Goethe
Anders als zu Goethes Zeiten können wir heute zwischen zahlreichen Lebens- und Liebeskonzepten auswählen. Die Regisseurin Felicitas Brucker, die an den Münchner Kammerspielen arbeitet, stellt mit ihrer Arbeit die Frage welche Modelle im Alles-ist-möglich-Prinzip überleben.
„Denken Sie sich ein A, das mit einem B innig verbunden ist; denken sie sich ein C, das sich eben so zu einem D verhält; bringen Sie nun die beiden Paare in Berührung.“ Was Goethe in seinem 1809 erschienenen Roman in naturwissenschaftlicher Nüchternheit beschreibt, ist in Wirklichkeit ein hochexplosives Gemisch: In die ruhige, geordnete Welt einer funktionierenden Beziehung bricht die Leidenschaft, die nach Freiheit strebt, und entlarvt alle Normen und Verabredungen des Zusammenlebens als Illusion. Ist unser Streben nach dem Glück zu zweit ein hilfloser Versuch? Oder: wie viel Lüge braucht die Liebe? Wie austauschbar sind die Geschlechterrollen 200 Jahre nach Goethe? Und was könnten die Liebeskonzepte der Zukunft sein? Welche Modelle überleben im Alles-ist-möglich-Prinzip?
Regie Felicitas Brucker
Raum Clarissa Herbst
Kostüme Frauke Löffel
Dramaturgie Anita Kerzmann, Arved Schultze
Mit:
Britta Hammelstein
Melanie Lüninghöner
Jens Bohnsack
Florian Schmidt-Gahlen
Weitere Vorstellungen im Dezember:
25.11.06 20.30 Uhr
29.11.06 20.30 Uhr
05.12.06 20.30 Uhr
08.12.06 20.30 Uhr
16.12.06 20.30 Uhr
23.12.06 20.30 Uhr
30.12.06 20.30 Uhr, Freiburg Mitte - Werkraum