Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Zwei Premieren im Theater FreiburgZwei Premieren im Theater FreiburgZwei Premieren im...

Zwei Premieren im Theater Freiburg

MEDEA

Tragödie von Euripides und Heiner Müller

Donnerstag, 23. November 2006, 20 Uhr, Kleines Haus

und

DIE WAHLVERWANDTSCHAFTEN

Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 23. November 2006, 20.30 Uhr, Freiburg Mitte, Werkraum

MEDEA

Joachim Schlömer führt Regie in diesem Stück, das aus zwei Teilen besteht; der erste Teil basiert auf dem gleichnamigen Stück von Euripides, der zweite auf Heiner Müllers "Medeamonolog“.

Aus Liebe zu Jason hat Medea ihr eigenes Land verraten, nun verlässt und verstößt er sie. Medea übt grausame Rache und tötet ihre gemeinsamen Kinder. Zwei Kulturen, zwei Konzepte von Politik und Liebe prallen aufeinander.

 

Medea ist ein Sicherheitsrisiko, eine Radikale, eine Heimatlose, eine Hexerin. Der Korin-therkönig Kreon verweist sie vorsichtshalber des Landes. Denn Jason, Medeas Mann und Vater ihrer beiden Söhne, will eine neue Ehe, mit Kreons Tochter. Alle unterschätzen Medea. So grenzenlos und grundsätzlich wie sie liebt, fällt auch ihr Hass aus: Sie fügt Jason die schlimmste Wunde zu und tötet nicht nur Jasons neue Braut und deren Vater, sondern ihre eigenen Kinder.

 

Der Seelenzergliederer Euripides entwickelt unter der vollkommenen Abwesenheit aller Götter die grundverschiedenen Kategorien männlichen und weiblichen Denkens und Handelns. Medea, die für Jason ihr Heimatland verraten und ihren Bruder ermordet hat, ist mit Jason einen unauflösbaren Bund eingegangen, sie liefert sich ihm aus. Jason handelt politisch, der "alte" Bund mit Medea muss einem "neuen", jetzt nützlicheren weichen. Heiner Müllers Medeamonolog aus dem Jahr 1982 setzt am Endpunkt dieser Tragödie an und spult die Ereignisse wie in einem Selbstverdauungsprozess zurück bis zum Ausgangs-punkt, an dem Medea Jason das erste Mal begegnet.

 

Der Regisseur und Choreograph Joachim Schloemer, seit dieser Spielzeit Kurator der Sparte Tanz (pvc tanz) am Theater Freiburg,  konfrontiert die messerscharfen Dialoge von Euripides mit Heiner Müllers innerem „Medeamonolog“. So spitzt sich das Geschehen nochmals zu, wird rückwärts „verdaut“ bis zu einem Nullpunkt, der auch ein neuer Anfang sein könnte.
Joachim Schlömer lebt und arbeitet in Freiburg und Berlin.
Einem ersten Engagement als Tänzer an der Brüsseler Oper folgte die Gründung seines eigenen Ensembles, der Compagnie Josch. Nach ersten Erfolgen dieser Compagnie in London, Antwerpen, Brüssel und Lissabon übernahm er in Folge die Direktion der Tanz-theater in Ulm, Weimar und Basel. Darüber hinaus choreografierte er u.a. für das Ballet Charleroi Danse, Baryshnikovs White Oak Dance Project und das Ballet de l'Opera de Lyon.
Seit Ende der 90er Jahre arbeitet Joachim Schlömer auch als Opern- und Schauspielregi-sseur. Es entstanden Arbeiten wie Orfeo ed Euridice, La Guerra d’Amore (Einladung zum Theatertreffen 2000), beides am Theater Basel, Rheingold an der Staatsoper Stuttgart und <link http: www.joachimschloemer.com main.php l d rubrik projekte projekt_id>die Nervenwaage für das Burgtheater Wien.
2001 verließ Joachim Schlömer das Theater Basel, um als freischaffender Regisseur zu arbeiten. Seitdem entstanden Werke für die Salzburger Festspiele, <link http: www.joachimschloemer.com main.php l d rubrik projekte projekt_id>the day i go to the body, für das Burgtheater Wien, Elektra, weitere Opern und Neue Musiktheaterprojekte an der Staatsoper Stuttgart, dem Theater Basel, der Staatsoper Hannover, dem Nationaltheater Mannheim, dem Steirischen Herbst und den Wiener Festwochen.
Er erhielt 1996/97 den deutschen Kritikerpreis und den Otto-Kasten-Preis der Intendanten für sein choreografisches Werk.

MEDEA

Tragödie von Euripides und Heiner Müller
Regie             Joachim Schloemer
Bühne             Nadia Fistarol
Kostüme           Nicole von Graevenitz
Musik             Julia Schröder
Dramaturgie       Viola Hasselberg
Medea             Johanna Eiworth
Jason             Nicola Fritzen
Kreon             Ullo von Peinen
Amme              Bettina Grahs
Ägeus             Rebecca Klingenberg
Bote              Thomas Mehlhorn
Tänzerin          Sumi Yang

Weitere Vorstellungen:
28.11.06 20 Uhr
29.11.06 20 Uhr
01.12.06 20 Uhr
14.12.06 20 Uhr
17.12.06  20 Uhr, Kleines Haus

 

DIE WAHLVERWANDTSCHAFTEN

Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Johann Wolfgang von Goethe

Anders als zu Goethes Zeiten können wir heute zwischen zahlreichen Lebens- und Liebeskonzepten auswählen. Die Regisseurin Felicitas Brucker, die an den Münchner Kammerspielen arbeitet, stellt mit ihrer Arbeit die Frage welche Modelle im Alles-ist-möglich-Prinzip überleben.

 

„Denken Sie sich ein A, das mit einem B innig verbunden ist; denken sie sich ein C, das sich eben so zu einem D verhält; bringen Sie nun die beiden Paare in Berührung.“ Was Goethe in seinem 1809 erschienenen Roman in naturwissenschaftlicher Nüchternheit beschreibt, ist in Wirklichkeit ein hochexplosives Gemisch: In die ruhige, geordnete Welt einer funktionierenden Beziehung bricht die Leidenschaft, die nach Freiheit strebt, und entlarvt alle Normen und Verabredungen des Zusammenlebens als Illusion. Ist unser Streben nach dem Glück zu zweit ein hilfloser Versuch? Oder: wie viel Lüge braucht die Liebe? Wie austauschbar sind die Geschlechterrollen 200 Jahre nach Goethe? Und was könnten die Liebeskonzepte der Zukunft sein? Welche Modelle überleben im Alles-ist-möglich-Prinzip?

 
Regie            Felicitas Brucker
Raum             Clarissa Herbst
Kostüme          Frauke Löffel
Dramaturgie      Anita Kerzmann, Arved Schultze
Mit:           
Britta Hammelstein
 Melanie Lüninghöner
Jens Bohnsack
 Florian Schmidt-Gahlen

 
Weitere Vorstellungen im Dezember:
25.11.06 20.30 Uhr
29.11.06 20.30 Uhr
05.12.06 20.30 Uhr
08.12.06 20.30 Uhr
16.12.06 20.30 Uhr
23.12.06 20.30 Uhr
30.12.06 20.30 Uhr, Freiburg Mitte - Werkraum

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 24 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

IM GESPENSTISCHEN NACHTZIRKUS --- "Das Rheingold" von Richard Wagner in der Staatsoper Stuttgart

Stephan Kimmig verlegt die Handlung von Wagners "Rheingold" in einen unheimlichen Nachtzirkus. Das merkt man schon gleich zu Beginn, wenn die Rheintöchter so ganz ohne Wasser Alberich verführen und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑