1. WIR LIEBEN UND WISSEN NICHTSvon Moritz Rinke
Hannah hat einen neuen Job in Zürich. Ihre Wohnung hat sie daher in einer Tauschbörse angeboten. Mit einer Waffe im Anschlag erwartet ihr Freund und Mitbewohner Sebastian nun die Tauschpartner, die sich bereits im Anmarsch befinden. Er weigert sich strikt, die Wohnung zu verlassen. Stattdessen sitzt er auf dem letzten Stuhl im fast leeren Raum und will nicht »umgesiedelt« werden. Sebastian ist ein Intellektueller und stolzer Autor des Aufsatzes »Über die kulturhistorische Bedeutung der Katze am Beispiel der Malerei«.
Dass seine Freundin als Beraterin von gestressten Bankmanagern arbeitet, betrachtet er als Verrat an allem, was ihm heilig ist. Als er gerade anheben will, dieses und auch andere Probleme grundsätzlich und philosophisch zu beleuchten, klingelt es an der Tür. Roman, Hannahs Tauschpartner, steht mit seiner Frau Magdalena vor dem Haus. Schnellstmöglich muss er ins Internet, denn der Abschuss eines Informationssatelliten, an dem er arbeitet, steht in den nächsten Minuten bevor. Keine Zeit also für aufgesetzte Freundlichkeiten und Prosecco-Empfang, zumal das WLAN nicht zu funktionieren scheint! Da hilft es auch nicht, dass Magdalena, die in der physiotherapeutischen Abteilung eines Tierspitals arbeitet, an die sexuellen Aggressionsvermeidungsstrategien der Bonobos erinnert ...
In seinem neuen Stück beschreibt Moritz Rinke vier typische Vertreter unserer Zeit, die als
heimatlose Weltbürger einsam und ziellos durch die Gegenwart fliegen und dabei immer
dem Partner die Schuld daran geben, dass ihr Leben nicht stattzufinden scheint.
Inszenierung Michael Heicks Bühne und Kostüme Timo Dentler, Okarina Peter
Dramaturgie Viktoria Göke Mit Christina Huckle, Carmen Priego, Thomas Wehling, Thomas
Wolff
PREMIERE 15.02., 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt
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2. KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller
Der Stadtmusikant Miller liebt seine Tochter Luise. Seine Frau liebt ihren Traum vom sozialen Aufstieg. Die Mätresse des Herzogs, Lady MiIford, liebt Ferdinand, den Sohn des Präsidenten. Wurm, der Sekretär des Präsidenten, liebt Luise. Luise wiederum liebt Ferdinand und Ferdinand liebt Luise, leidenschaftlich und absolut. Gemeinsam erträumen sie sich eine Zukunft, eine neue Welt. Doch Präsident von Walter liebt die Macht und ordnet deshalb eine Zweckehe seines Sohnes mit der Lady Milford an. Ferdinand wehrt sich gegen die Vereinnahmung seiner Person und seines ehrlichen Gefühls im Namen der Politik. Sein Verhalten fordert die Unnachgiebigkeit des Vaters heraus: Der Präsident intrigiert mit aller ihm zur Verfügung stehenden Rücksichtslosigkeit gegen seinen Sohn. Um jeden Preis will er dessen unstandesgemäße und seinen hochfliegenden Plänen im Weg stehende Liebe zu
Luise zerstören.
Schillers berühmtes bürgerliches Trauerspiel ist weit über die Problematisierung von Standeskonflikten hinaus ein radikaler Versuch über die Liebe: Es erzählt die Geschichte vom absoluten Anspruch der Liebenden und ihrer Unfähigkeit – und Unwilligkeit –, der Realität ins Auge zu blicken. Ihre sich über alle Grenzen hinwegsetzende emphatische Leidenschaft wird immer stärker zwischen Machtinteressen und festgelegten Lebensentwürfen zerrieben.
Inszenierung Christian Schlüter Bühne Jochen Schmitt Kostüme Esther Krapiwnikow
Choreographie Gundula Peuthert Dramaturgie Franziska Betz Mit Isabell Giebeler, Lukas
Graser, Stefan Imholz, Janco Lamprecht, Nicole Paul, Hannah von Peinen, Anton Pleva,
Guido Wachter
PREMIERE 16.02., 19:30 Uhr, Stadttheater