Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Zwei Premieren im Residenztheater München: «Das Erdbeben in Chili» nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist und «M (3) – Eine Stadt sucht einen Mörder (Hässliche Furcht oder schönste Gegenwehr?)", eine Konzertinstallation von CathyZwei Premieren im Residenztheater München: «Das Erdbeben in Chili» nach der...Zwei Premieren im...

Zwei Premieren im Residenztheater München: «Das Erdbeben in Chili» nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist und «M (3) – Eine Stadt sucht einen Mörder (Hässliche Furcht oder schönste Gegenwehr?)", eine Konzertinstallation von Cathy

25. und 26. September 2020

1. «Das Erdbeben in Chili» nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist

Premiere am 25. September im Residenztheater

Inszenierung: Ulrich Rasche

 

www.residenztheater.de/das-erdbeben-in-chili
Heinrich von Kleists Novelle, die auf das Erdbeben von Santiago de Chile im August 1647 Bezug nimmt, ist von kristallener Schönheit und irritiert als poetisch verdichtete, verstörende Vision aktueller Debatten in Zeiten der Pandemie. Schon mit dem ersten Satz versetzt Kleist die Leser*innen ins Epizentrum der Katastrophe. Verstörte Überlebende sind mit der Deutung des Erdbebens beschäftigt, doch die perspektivischen, interessensabhängigen Schilderungen von Ohnmacht, Schutzlosigkeit und Tod münden in keiner sinnstiftenden Narration. Der Erzähler weiß von Plünderungen im rechtslosen Raum zu berichten, aber auch von Opferbereitschaft, Mut und Selbstlosigkeit. Und dem trügerischen Idyll des verloren geglaubten Paradieses, in das sich Überlebende flüchten und das keine gesellschaftlichen Schranken kennt, folgen Diffamierung, Verfolgung und Lynchjustiz.

«Die Mechanik von Schuld und Sühne wird in neuen Deutungsmustern fortwährend weitererzählt. Die auf der ganzen Welt grassierende Epidemie verbreitet das Gefühl, die tödliche Gefahr ihres Auftretens müsse, wenn nicht mit uns allen, dann doch mit der Lebensweise bestimmter Menschen, Völker oder Nationen zu tun haben. Ob das Virus durch den unlauteren Verzehr von exotischen Tieren auf den Märkten in Wuhan zu den Menschen kam oder eine gezielte Züchtung des Impfbefürworters Bill Gates sei – die Anhängerschaft von Verschwörungstheorien wächst schnell und hält wider besseren Wissens an ihrem Glauben fest. Und manchmal bedarf es nur eines einzigen Satzes, um eine Gemeinschaft in einen gewalttätigen Mob zu verwandeln.» Ulrich Rasche

Ulrich Rasche, der dem Münchner Publikum seit seiner «Räuber»-Inszenierung bestens bekannt ist und aufgrund seiner formstrengen Sprechchöre und spektakulären Bühnenkonstruktionen als einer der außergewöhnlichsten Regisseur*innen seiner Generation gilt, wird Kleists «Das Erdbeben in Chili» in Szene setzen.

*****

2. «M (3) – Eine Stadt sucht einen Mörder (Hässliche Furcht oder schönste Gegenwehr?)Eine Konzertinstallation von Cathy van Eck und Schorsch Kamerun
Premiere am 26. September im Marstall
Inszenierung: Schorsch Kamerun
www.residenztheater.de/m-3
«Die Mörder sind unter uns» lautete der Arbeitstitel von Fritz Langs berühmtem Film «M» von 1931. Er spiegelt die Ambivalenz, mit der Lang und Thea von Harbou die Jagd auf den Serienmörder Hans Beckert schildern. Die eigentliche Hauptrolle spielt die zutiefst verunsicherte Metropole, deren Bevölkerung von den Kriegserlebnissen und der Weltwirtschaftskrise gezeichnet ist.

In der Adaption durch den Musiker und Theatermacher Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) und die Komponistin Cathy van Eck wird dieses Verhältnis umgedreht und der Film zur Konzertinstallation, der Stoff zur Folie der Gegenwart. «Ist M (München) noch die Solidargemeinschaft Stadt, oder, wie mancherorts behauptet wird, auf dem besten Weg, zu M (Mörder) zu werden, also einer hoch – gefährdeten, gespaltenen Bedrohungslage, die von Retter*innen mit starken Armen in Sicherheit gebracht werden muss?» Schorsch Kamerun «Die musikalische Ebene bewegt sich zwischen Lied und Geräuschkulisse, sucht nach einem Rhythmus, um dann wieder in einem chaotischen Rascheln zu verschwinden.» Cathy van Eck

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑