Allerdings: wie viel Freiheit und wie viel ungezügeltes Leben kann ein Staat vertragen? Vienna droht Chaos und Untergang, denn die Stadt ist ein Sündenpfuhl, die Sitten sind verroht und die Moral ist im Eimer. Was tun? Die Stadt bräuchte einen Tugendwächter, der die Sittenlosigkeit rigoros bestraft, so wie es das Gesetz eigentlich vorsieht. Aber wer will unerbittliche Strenge gegen die Eigenart der menschlichen Natur anwenden? Viennas Herzog Vincentio jedenfalls ist ein nachsichtiger Herrscher, der den alten Gesetzen nicht traut, zu sehr ist er fasziniert vom Traum des freien Lebens und der individuellen Autonomie. Daher braucht Vincentio zum einen Urlaub zum anderen einen Stellvertreter, der statt seiner die Sache regelt.
Vincentio übergibt die Regierungsgeschäfte mit allen Vollmachten seinem Statthalter Angelo, der die untergehen de Stadt wieder auf Kurs bringen soll. "Nicht tot war das Gesetz, geschlafen hat es nur. Jetzt ist das Gesetz erwacht", erklärt Moralapostel Angelo und säubert mit ungeahnter Energie die Stadt. Mit Stahlbesen wird die Sünde weggefegt, kein Bordell darf offen stehen und jegliches sexuelle Verlangen führt in die Katastrophe. Liebende, die nicht verheiratet sind, illegitim Kinder zeugen, verlieren den Kopf. So soll es jedenfalls mit Claudio geschehen, der ein junges Mädchen geschwängert hat. Rettung verspricht nur Claudios strenge Schwester Isabella, eine Novizin, die im Nonnenkloster weilt und eigentlich Angelos Moralvorstellungen teilt. Der Anblick dieser "reinen Seele" erregt Tugendwächter Angelo derart heftig, dass er zum unmoralischen Händler wird und das Leben des Bruders gegen eine Nacht mit ihr zum Tausch vorschlägt. Isabella möchte ihren Bruder lieber sterben sehen, als ihre Unschuld in dieser verdorbenen Welt zu verlieren. Aber es gibt noch eine andere Lösung, die kennt ein zweifelhafter Mönch, der in Wahrhe it Herzog Vincentio ist, der Angelos Treiben undercover beobachtet. Shakespeare erzählt in MASS für MASS von Stellvertretern und Stellvertretungen, von Moralvorstellungen, die er gleichzeitig beschwört und entwertet.
Regie Stefan Pucher
Bühne Barbara Ehnes
Kostüme Annabelle Witt
Dramaturgie Matthias Günther
Musik Marcel Blatti
Video Chris Kondek
Licht Stephan Mariani
Vincentio, der Herzog Thomas Schmauser
Angelo, der Statthalter Christoph Luser
Escalus, ein alter Lord Wolfgang Pregler
Claudio, ein junger Gentleman Lasse Myhr
Lucio, ein Sonderling Peter Brombacher
Pompejus, Kuppler Walter Hess
Kerkermeister Stefan Merki
Ellbogen, Polizist Sebastian Weber
Pompejus, ein Kuppler Walter Hess
Schaum, Trottel Stefan Merki
Abhorsohn, Henker Sebastian Weber
Bernardino, ein zügelloser Gefangener Wolfgang Pregler
Isabella, Claudios Schwester Brigitte Hobmeier
Franziska, eine Nonne /
Madame Oberdone, Kupplerin /
Marianna, Angelos Verlobte / Tabea Bettin