Vielleicht wäre es besser Bilder im Radio anzusehen, als im Fernsehen (oder sogar im Museum)? Diese Frage war ein Thema der Aufführung von "Will it Be a Likeness? – Ist es, ist es nicht" von John Berger und Juan Muñoz im Tanzhaus NRW. Diese Neueinrichtung des 1996 im Bockenheimer Depot des Frankfurter Theaters am Turm uraufgerührten Werkes entstand aus Anlass der Ausstellung des spanischen Künstlers in K21 im Ständehaus in Düsseldorf.
Dabei ging es auch darum, ob sich Stille unterschiedlich manifestiert, ob ein Bild eine andere Stille erzeugt als ein anderes, oder in wieweit das imaginierte Abbild dem Original ähnelt. Voraussetzung für diese Radiobetrachtungen wäre jedoch, dass der Zuhörer/Zuschauer das Bild schon kennt, ansonsten ist das Radio gewiss das falsche Medium, um ein Bild zu vermitteln. So entlarven sich diese scheinbar intellektuellen, schön formulierten Fragen denn auch als eher spaßig gemeint. Und die Rahmenerzählung der Geschichte von Goya und seinem Hund ergänzt diesen Ansatz der Kunstbetrachtung aufs Beste. Weitere Erzählstränge handelten u.a. vom Organhandel oder von Erinnerungen des Radiomoderators (Alan Bangs) an das Leben in einer seiner früheren Wohnungen vor 30 Jahren. Hinter diesen scheinbar unzusammenhängenden Themen verbarg sich aber durchgängig die Frage nach unserer Wahrnehmung, der Erinnerung unserer Wahrnehmung und ihrer Übereinstimmung oder Veränderung.
"Will it Be a Likeness? – Ist es, ist es nicht" ist eine Art Hörspiel für die Bühne. Zwei Radiomoderatoren, ein englisch sprechender und ein spanisch sprechender, trugen die Texte John Bergers vor. Ergänzt wurden die beiden durch einen Geräuschemacher (Mel Kutbay), dessen Tricks man, anders als bei einem Hörspiel, nun auch sehen konnte. Namentlich wird er zur Geräuscherzeugung aufgefordert, die Illusion damit entzaubert.
Schließlich trat ein Zauber auf, der ebenfalls zur Desillusionierung beitrug, indem er zwar zwei Assistentinnen verschwinden ließ, bei der dritten glückte ihm das nicht und die Bodenklappe blieb offen. Von Muñoz ist bekannt, dass er Zaubertricks liebte, weil sie Illusionen erzeugen und mit dem Sicht- und Scheinbaren spielen, Themen, mit denen er sich auch in seinem Werk beschäftigt und Thema auch dieses Abends.
Text: John Berger (in englischer und spanischer Sprache mit dt. Übertitelung)
Regie: Tom Stromberg auf Grundlage der Inszenierung von Juan Muñoz; mit: Alan Bangs, Gonzalo Cunill, Mel Kutbay und der Stimme von John Berger, Zauberer: Wittus Witt.
19. Januar 2007