Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Burgtheaterensembles haben für diese Reihe gleich mehrere Aufgaben übernommen, denn auch Kamera, Licht, zum Teil auch Requisiten, Kostüm und Maske liegen komplett in ihrer Hand – online unterstützt werden sie dabei jeweils von einer Regisseurin oder einem Regisseur und von Sophie Lux, die für die Positionen Bildregie & Video-Art verantwortlich ist.
Die nächsten Folgen im Überblick
Donnerstag, 7. Mai
Wiener Stimmung #3
Mikael Torfason: Apfelstrudel
mit Elma Stefanía Áugústdóttir
Der in Wien lebende Autor und Dramatiker Mikael Torfason hat einen Monolog für eine junge Mutter mit zwei Kindern geschrieben – gespielt in der heimischen Küche von Ensemblemitglied Elma Stefanía Áugústdóttir und ihren beiden Töchtern Ída (2) und Ísolde (12).
Mikael Torfason, geboren 1974 in Reykjavik, lebt heute mit seiner Familie in Wien. Torfason hat acht Romane, dutzende Theaterstücke, Fernsehserien und Filme verfasst und ist einer der Autoren der Netflix-Serie The Valhalla Murders. Seine letzten Theaterarbeiten waren u. a. Die Edda im Burgtheater und Eine Odyssee an der Volksbühne Berlin. Derzeit schreibt er an einem neuen Buch und einem Theaterstück.
Samstag, 9. Mai
Wiener Stimmung #4
Ilvy
von David Schalko mit Mavie Hörbiger
Ilvys Literaturzirkel erfreut sich während des Corona-bedingten Cocoonings größter Beliebtheit. Das ist aber nur einer der Gründe, weswegen die Bloggerin das nahende Ende des Zauberbergfeelings bedauert. Die Quarantäne hat in ihrem Liebesleben zu endgültigen Entscheidungen geführt – und deren Ende erfordert nun drastische Maßnahmen.
David Schalko, geboren 1973, ist Schriftsteller und Filmregisseur. Als Filmemacher wurde er einem breiteren Publikum bekannt durch Arbeiten wie Sendung ohne Namen, Aufschneider, Braunschlag und Altes Geld. Als Schriftsteller veröffentlichte er zuletzt den Roman Schwere Knochen bei Kiepenheuer und Witsch, wo im Jänner 2021 auch sein neues Buch Bad Regina erscheint.
Donnerstag, 14. Mai
Wiener Stimmung #5
Die Seuche kenne ich gut
von Miroslava Svolikova mit Sylvie Rohrer
Wenn die Straßen zu engen Schluchten werden und aus der Stadt kein Weg mehr
Hinausführt … Die österreichische Dramatikerin Miroslava Svolikova (die hockenden, Burgtheater 2016 und europa flieht nach europa, Burgtheater 2018) lässt die Seuche die Hauswände hochkriechen und die Menschen zu ihren eigenen Spiegelbildern erstarren.
Miroslava Svolikova, geboren 1986 in Wien, studierte Philosophie in Wien und Paris, bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien und Szenisches Schreiben beim DRAMA FORUM von uniT in Graz. Svolikova lebt und arbeitet in Wien, schreibt Dramen und Texte, macht Musik, und betreibt das Kunstprojekt YYY. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Retzhofer Dramapreises, dem Hermann-Sudermann Preis im Rahmen der Autorentheatertage Berlin, war Hans-Gratzer-Stipendiatin des Schauspielhauses Wien und wurde 2018 in der Kategorie Bester weiblicher Nachwuchs für den Nestroy-Theaterpreis nominiert.
Samstag, 16. Mai
Wiener Stimmung #6
Bettys Monolog
von Marlene Streeruwitz mit Elisabeth Orth
Seit März veröffentlicht Marlene Streeruwitz im STANDARD und auf ihrer Homepage einen Roman in Episoden. Dessen Hauptfigur Betty könnte ein Alter Ego der Dichterin sein. Nun meldet sich Betty in der Wiener Stimmung zu Wort. Sie liegt in ihrer Badewanne auf der Jogamatte, spricht mit ihrem Teddy und begibt sich auf den Heldenplatz aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Bettys Monolog ist ein kluges Denkportrait einer Frau in Isolation und eine scharfe Schilderung der politischen Verfügung über einen alternden Körper. Elisabeth Orth, Kammerschauspielerin und Doyenne des Burgtheaters, verleiht Betty ihre Stimme.
Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, studierte Slawistik und Kunstgeschichte und begann als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter zuletzt den Bremer Literaturpreis und den Preis der Literaturhäuser. Ihr Roman Die Schmerzmacherin stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen die Vorlesungen Das Wundersame in der Unwirtlichkeit und der Roman Flammenwand (Longlist Deutscher Buchpreis).
Donnerstag, 21. Mai
Wiener Stimmung #7
Corona
von Peter Rosei mit Robert Reinagl
Der Reise-Chronist, Romancier und Essayist Peter Rosei schickt das Corona-Virus dorthin, wo es sich am liebsten Aufhält, zu den Menschen. Ein Wiener Asphalt-Couplet auf den Straßen des zweiten Bezirks, interpretiert von Robert Reinagl.
Peter Rosei geboren 1946 in Wien. 1968promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften. Seit 1972 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und auf Reisen. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Franz-Kafka-Preis 1993, Anton-Wildgans-Preis 1999, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 2007 und Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 2016. Zuletzt erschienen im Residenzverlag die fünfbändigen Wiener Dateien (2016), Karst (2018) und die Reiseaufzeichnungen Die große Straße (2019).
Die Edition Burgtheater im Mai
Jeweils am Freitag und am Montag ab 18 Uhr und für 24 Stunden ist ein andere
Aufzeichnung aus der Reihe Edition Burgtheater unter www.burgtheater.at
abrufbar.
Freitag, 8. Mai
Das Mädl aus der Vorstadt
Johann Nestroy
Über Nestroys Gestalten schwebt das Lächeln der Götter, zumindest jener, die mit
Wien etwas zu tun haben. Denn Nestroys Menschen sind artikulierte Natur, seine
Schwänke lustigste, weiseste Menschen-Fabeln. Man muss diese närrischen, vom
Dichter belebten Lebewesen aus dem Wiener Busch, auch die Argen und
Schlimmen, die Faulen und Gefräßigen, die Tölpel und die Übertölpelten, lieben.
Nestroy war kein Moralist. Wenn bei ihm die Tugend das Laster besiegte und
Hochmut vor dem Fall kommt, so ist das ein sittliches Ordnung machen weniger
um der Sittlichkeit als der Ordnung willen. Nur keine Schlamperei.
Nestroys Dichtung ist das schönste Monument, das je dem Mutterwitz eines
Volkes errichtet wurde. Er selbst, dieses Witzes souveräner, schonungsloser
Gebraucher, sah durch ihn die Menschen, die er sah, in allen Farben und
Ultrafarben. Und baute aus solcher Buntheit den heitern Regenbogen seines
Possenwerkes: als Zeichen der Versöhnung zwischen Schöpfer und Kreatur.
Mit: Trude Ackermann, Ernst Anders, Lona Dubois, Richard Eybner, Helma
Gautier, Ernst Gegenbauer, Ingeborg Gruber, Elisabeth Höbarth, Christiane
Hörbiger, Josef Meinrad, Susi Nicoletti, Hans Thimig, Josef Wichart
Regie: Leopold Lindtberg
Bühnenbilder & Kostüme: Fritz Butz
FN 184 068p
Firmenbuchgericht HG Wien
6/9
UID: ATU 47318308
DVR: 1019325
Burgtheater GmbH
Universitätsring 2
1010 Wien, Europa
Musikalische Einrichtung & Leitung: Alexander Steinbrecher
Premiere: 7. Juni 1962, Theater an der Wien (Vorstellung des Burgtheaters im
Rahmen der Wiener Festwochen), Saison 1962/63
Montag, 11. Mai
Othello
William Shakespeare
Es ist vor allem das Fremde, das George Tabori bei seiner Inszenierung von
Shakespeares Othello fasziniert haben mag. Tabori zeigt in Karl-Ernst Herrmanns
einfachem Spielraum eine heutige Männergesellschaft: militärisch,
großsprecherisch, trinkfreudig. Voll gefährlicher Infantilität, nur scheinbar locker.
Der Mohr hat sich hier eingefügt, sich mit der ihm eigenen Souveränität, die aus
dem Leiden kommt, eine geachtete Stellung erobert. Doch er ist keiner von ihnen.
Er wohnt nahe am Chaos. Sein Absturz vollzieht sich in der Entfesselung von
Naturgewalten, die Gert Voss mit geradezu magischer Kraft beschwört. […] Das
Sensationelle an der Gestaltung durch Voss ist die Anverwandlung des Fremden.
Nicht mit äußerlicher Brillanz wird die Figur eines Schwarzen hergestellt, vielmehr
scheint ein Mensch in einen anderen zu schlüpfen. Kaum etwas erinnert an den
Schauspieler, den man kennt, Hoch auf einem schmalen, gefährlichen Grat der
Schauspielkunst sieht der Zuschauer einen neuerfundenen Menschen
traumwandlerisch sicher gehen und verfolgt jeden Schritt, jede Bewegung, jede
Äußerung mit vor Spannung fiebernder Anteilnahme. (DIE WELT)
Mit: Anne Bennent, Giorgia Cavini, Günter Einbrodt, Florentin Groll, Ignaz
Kirchner, Rudolf Melichar, Elisabeth Orth, Dieter Witting, Peter Wolfsberger, Heinz
Zuber
Inszenierung: George Tabori
Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Jorge Jara
Musik: Stanley Walden
Premiere: 10. Jänner 1990, Akademietheater, Saison 1989/90
Aufzeichnung aus dem Akademietheater aus dem Jahre 1992
FN 184 068p
Firmenbuchgericht HG Wien
7/9
UID: ATU 47318308
DVR: 1019325
Burgtheater GmbH
Universitätsring 2
1010 Wien, Europa
Freitag, 15. Mai
Weh dem, der lügt!
Franz Grillparzer
In Kriegszeiten lässt sich der Küchenjunge Leon aus dem Dienst des fränkischen
Bischofs Gregor entlassen und als Sklave in germanisches Feindesland
verkaufen. Ziel seines tollkühnen Unternehmens ist die Befreiung von Atalus, der
als Neffe des Bischofs vom Grafen Kattwald im Rheingau gefangen gehalten wird.
Der Bischof gibt Leon das Losungswort „Weh dem, der lügt!“ mit auf den Weg, an
das sich der junge Mann strikt hält. Wortgewandt und schlagfertig wird ihm die
wahre Rede zum perfekten Mittel der Täuschung, so dass er nicht nur Atalus
findet, sondern auch alle Mittel zur Flucht organisiert. Doch der Plan gelingt nur,
weil Edrita, die junge Tochter des Grafen, sich an ihr wahres Gefühl, ihre Liebe zu
Leon, hält und den beiden Fremden zur Freiheit verhilft. Bevor Kattwalds
Gefolgschaft, angeführt von Edritas ungeliebtem Verlobten Galomir, sie einholt,
treffen die drei Flüchtlinge wie durch ein Wunder auf die rettenden Franken.
Grillparzers Lustspiel, 1838 am Burgtheater uraufgeführt, verweist als
märchenhaftes Mysterienspiel auf die Grenze des Sagbaren, auf das Spiel von
Lüge und Täuschung in einer „buntverworrnen“ Wirklichkeit. Aus dem moralischen
Ansatz des Stückes entwickelt sich ein skeptischer Blick auf die Welt, in der allein
das eigene Gefühl die unaussprechliche Wahrheit noch verbürgen kann.
Mit: Michele Cuciuffo, Heinz Frölich, Florentin Groll, Katharina Schubert, Martin
Schwab, Nicki von Tempelhoff, Bruno Thost, Stefan Wieland, Dieter Witting,
Werner Wölbern u.v.a.
Regie: Martin Kušej
Bühne: Martin Zehetgruber
Kostüme: Heide Kastler
Premiere: 30. Oktober 1999, Burgtheater, Saison 1999/2000
Aufzeichnung aus dem Burgtheater aus dem Jahre 2001
Montag, 18. Mai
Der Theatermacher
Thomas Bernhard
Die Vorgeschichte ist ein Theaterskandal: Thomas Bernhard bestand für die
Salzburger Uraufführung seines Stücks Der Ignorant und der Wahnsinnige auf
Abschaltung der Notbeleuchtung und absolute Finsternis, eine Forderung, die
feuerpolizeilich nicht durchzusetzen war. Bernhard quittierte die Vorschriften mit
Verweigerung: „Eine Gesellschaft, die 2 Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt
FN 184 068p
Firmenbuchgericht HG Wien
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DVR: 1019325
Burgtheater GmbH
Universitätsring 2
1010 Wien, Europa
ohne mein Schauspiel aus!“ Im Theatermacher greift Thomas Bernhard die
feuerpolizeiliche Schikane wieder auf.
Schauplatz ist der verkommene Theatersaal des Gasthofs „Schwarzer Hirsch“ in
Utzbach, das exakt 280 Einwohner zählt. Dort will der ehemalige
Staatsschauspieler Bruscon seine Weltkomödie Das Rad der Geschichte
aufführen, deren Höhepunkt und Voraussetzung die absolute Finsternis sein soll.
Doch Bruscon und seine Truppe sind nicht weniger erbärmlich als der
Wirtshaussaal: seine lungenkranke, ständig hustende Frau, der unbegabte Sohn
Ferrucio und die nicht den Ansprüchen des Vaters entsprechende Tochter Sarah.
Doch die Familienmitglieder sind Bruscon nicht nur als Mitwirkende, sondern,
gemeinsam mit dem wortkargen Wirt, auch als Publikum dem Theatermacher
rettungslos ausgeliefert – ihm und seinen Tiraden über die Vergeblichkeit der
Kunst, die Verkommenheit des Staates, die Unzulänglichkeit des Publikums und
das mangelnde Kunstverständnis der Feuerpolizei.
Mit: Josef Bierbichler, Traugott Buhre, Kirsten Dene, Regina Fritsch, Josefin Platt,
Martin Schwab, Bibiana Zeller,
Inszenierung: Claus Peymann
Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Jorge Jara
Premiere: 1. September 1986, Burgtheater (Uraufführung), Saison 1986/87
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
Aufzeichnung aus dem Jahre 1986, Burgtheater
Freitag, 22. Mai
Ritter, Dene, Voss
Thomas Bernhard
Drei Wiener „Cottagegeschöpfe“ Geschwister und Erben eines Großindustriellen:
Ludwig (Gert Voss) hat sich der Philosophie verschrieben und forscht nach nie
gedachten Gedanken – in England, in Norwegen und zuletzt im berühmten Wiener
Sanatorium Steinhof. Seine beiden Schwestern sind Mehraktionärinnen des
Josefstädter Theaters in Wien und selbst Schauspielerinnen: Die jüngere (Ilse
Ritter) hat es dabei zu größeren Engagements gebracht, die Begabung der älteren
(Kirsten Dene) reicht nur für kleine und kleinste Rollen.
Umso mehr fühlt sie sich für die Familie und insbesondere für ihren Bruder
verantwortlich und hat Ludwig – gegen dessen Wunsch – aus der psychiatrischen
Anstalt nach Hause geholt. Vor, während und nach dem Mittagessen im
Speisezimmer der feudalen Döblinger Villa spielen sich nun – und vermutlich nicht
zum ersten Mal – die alltäglichen Katastrophen einer reichen, exzentrischen
Familie ab. Die Geschwister, meint Ludwig, haben „nie zusammengepasst“ und
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DVR: 1019325
Burgtheater GmbH
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sind dennoch aneinander gekettet: aus Furcht vor Einsamkeit, Abhängigkeit und
inzestuöses Begehren.
Doch bei Thomas Bernhard führen die Ungeheuerlichkeiten menschlicher
Beziehungen nicht mehr zur Tragödie, sondern geradewegs zur Groteske – sofern
die dunklen Familiengeheimnisse nicht überhaupt unter den Tisch gekehrt werden.
Mit: Ilse Ritter, Kirsten Dene, Gert Voss
Inszenierung: Claus Peymann
Bühnenbild, Kostüme: Karl-Ernst Herrmann
Mitarbeit: Katrin Brack
Premiere: 4. September 1986, Akademietheater (Uraufführung), Saison 1986/87
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 1986
Aufzeichnung aus dem Jahre 1986, Akademietheater
Weitere Informationen zu den Onlineangeboten des Burgtheaters finden Sie unter
www.burgtheater.at.