
Der Name Jerome Robbins steht für klassisches Ballett und Broadway, hohe Kunst und Unterhaltung. Kaum ein anderer Tanzkünstler des 20. Jahrhunderts hat ein derartig vielfältiges Werk hinterlassen. Glass Pieces ist ein mitreißendes Ensemblestück, für das sich Robbins von den urbanen Energien seiner Heimatstadt New York inspirieren ließ: Wie unter Starkstrom gesetzt entfalten 42 Tänzerinnen und Tänzer eine atem(be)raubenden Architektur aus Körpern und Bewegungen. Eines der komischsten Werke der Ballettgeschichte schuf Robbins dagegen mit The Concert: Mit heiligem Ernst spielt ein Pianist auf der Bühne Chopin, während sich das Ballettensemble nicht nur in die raffiniertesten Spiele der Fantasie, sondern auch in eine irrwitzige Folge von Pannen und Slapstick-artigen Nummern verstrickt.
Kontrastiert werden diese beiden großen Ensemblewerke durch zwei Miniaturen: Robbins’ A Suite of Dances - in seiner Staatsballett-Erstaufführung - zu Musik von Bach ist eine intime ›Unterhaltung‹ zwischen einem Danseur noble und einer Cellistin, der mit George Balanchines Duo Concertant ein berührendes Kammerspiel über Liebe und Verlangen gegenübersteht.
Ballettdirektor Martin Schläpfer zum Neustart des Wiener Staatsballetts am 20. Mai 2021:
»Jede Kunst, jeder Künstler will ergründen, verstehen, ertragen, will mit dem, was er glaubt, gefunden zu haben im Austausch sein, anderen begegnen. Nur so ist man Mensch, nur so bleibt man lebendig, nur so entsteht Demokratie. Das Publikum ist nicht ein Club von Fans und Insidern, nichts Homogenes, kein Abstraktum, sondern setzt sich zusammen aus allen Schichten der Gesellschaft, ist kleinteilig, individuell, unterschiedlich. Das Wiener Staatsballett und ich freuen uns riesig auf diese Auseinandersetzung. Wir brauchen sie – Sie!
Das Schöne von A Suite of Dances ist, dass der Abend ganz auf den Tanz, das Tanzen vertraut, dabei dramaturgisch dicht bei der in Amerika entstandenen neoklassizistischen Sicht auf die Ballettkunst bleibt, einer, die mit ihren Vorreitern George Balanchine und Jerome Robbins bewiesen hat, dass der Tänzer – zu Musik in den Raum gestellt – große Kunst ist. Und zum Abschluss ganz anders das geniale The Concert, in dem Robbins mit viel Humor, aber auch scharfer Beobachtungsgabe die Rituale und Verhaltensweisen beim Besuch eines klassischen Konzerts, aber auch den Ballettbetrieb und seine Insassen seziert. Ein Meisterwerk, geschaffen von einem Choreographen, der zeitlebens zwischen Broadway und Danse d'École, zwischen U und E hin und her zu pendeln wusste.«
Zu erleben sind in den sieben Vorstellungen von A Suite of Dances bis 7. Juni 2021 alternierende Besetzungen:
Glass Pieces
Musik Philip Glass
Choreographie Jerome Robbins
Solopaar:
Nina Poláková, Roman Lazik (20., 25., 30. Mai, 7. Juni)
Claudine Schoch, Marcos Menha (4., 5., 11. Juni)
Duo Concertant
Musik Igor Strawinski
Choreographie George Balanchine
Violine Fedor Rudin
Klavier Cécile Restier
Solist*innen:
Liudmila Konovalova, Masayu Kimoto (20., 25., 30. Mai)
Kiyoka Hashimoto, Davide Dato (4., 5., 11. Juni)
Sonia Dvorák, Lourenço Ferreira (7. Juni)
A Suite of Dances
Musik Johann Sebastian Bach
Choreographie Jerome Robbins
Violoncello Ditta Rohmann
Solist:
Davide Dato (20., 25., 30. Mai)
Eno Peci (4., 5., 11. Juni)
Marcos Menha (7. Juni)
The Concert
Musik Frédéric Chopin
Choreographie Jerome Robbins
Klavier Igor Zapravdin
u. a. mit:
Elena Bottaro, Eno Peci, Ketevan Papava, Daniel Vizcayo/Arne Vandervelde* (20., 25., 30. Mai, 7.* Juni)
Maria Yakovleva, Andrey Teterin, Gala Jovanovic, Edward Cooper, Arne Vandervelde* (4., 5., 11.* Juni)
Musikalische Leitung Benjamin Pope
Orchester der Wiener Staatsoper
Die Aufführung am 30. Mai wird live auf play.wiener-staatsoper.at gestreamt.