Kurz darauf stehen die jungverheirateten Nick und Honey im Wohnzimmer, die Martha kurzerhand auf einen Absacker eingeladen hat – sehr zum Missvergnügen ihres Angetrauten. Das Spiel beginnt. Martha und George scheinen kein geselliges Interesse an ihren Gästen zu haben, sondern degradieren sie vielmehr zu Zuschauer*innen ihres immer perfider werdenden Ehestreits, in dem die beiden sich nach und nach nicht nur als exzellente Spieler*innen, sondern auch als gefährlich eingespieltes Team erweisen.
So wird es für die Gäste ein Drahtseilakt, nicht unter die Räder der Streitschau zu geraten. Im Laufe des Spiels kommen zunehmend bittere Wahrheiten über die Beteiligten ans Licht – dabei geht es um erfolglos gebliebene Karrieren, unerfüllte Zukunftswünsche und das allgemein menschliche Versagen. Und so müssen alle zusehen, wie sie mit den Geschehnissen dieser Nacht am nächsten Tag umgehen können.
Das Stück zeigt eine Ehe an der Grenze des Zersprengens. Ist der Streit nur eine zufällige Auseinandersetzung oder Motor zum Fortbestand der Beziehung? Gibt es eine Ruhe nach dem Sturm? Wie kann es weitergehen? Edward Albee ist ein Meister im Beschreiben von Desillusionierung, Angst und Tod, nichtsdestotrotz lauert stets etwas Hoffnungsvolles in seinen Texten. So auch in Wer hat Angst vor Virginia Woolf, einem Klassiker der amerikanischen Dramenliteratur, in welchem letzten Endes der American Way of Life als Lüge entlarvt wird.
Inszenierung Michael Heicks
Bühne Annette Breuer
Kostüme Jürgen Höth
Dramaturgie Franziska Eisele
Mit Simon Heinle / Christina Huckle / Thomas Wehling / Carmen Witt