Pakistan: die große, unheimliche, unbekannte Bedrohungsmaschine. Inbegriff eines Landes, das für den Westen existenziell gefährlich ist. No Go Area. Wer den Stereotypen misstraut, muss sich auf den Weg machen, um am eigenen Leib etwas Anderes zu erfahren.
Eine kleine Reisegruppe aus Berlin, darunter ein fünfjähriger Junge, bereist zwei Wochen das Land. Was sie sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken, wird aus der Wahrnehmung des Jungen erzählt, sein Blick wird zum filmischen Leitmotiv der Video-Installation. Unverblendet und vollkommen selbstverständlich entdeckt er diese fremde Welt und bewegt sich in ihr, mit kindlicher Leichtigkeit. Kontrapunkt ist die Geschichte eines 82-jährigen Anwaltes und Philosophen aus der pakistanischen Millionenstadt Lahore.
Uns erscheint Pakistan als ferner Ort chaotischer, gewaltsamer und katastrophischer Szenarien, mit schroffen Gegensätzen zwischen Armut und extremem Reichtum. In Pakistan [does not] exist wird der Versuch unternommen, diese Ferne zu überwinden und Pakistan als unsere gemeinsame Gegenwart zu erkennen.
Zwischen Video und Performance navigiert Johannes Dullin das Publikum mit absurdem Eigensinn durch die Erzählungen und das dokumentarische Material, indem er es kommentiert, wiederholt, weitererzählt, unterbricht und so das Publikum zu einer Reise durch sein ganz eigenes Pakistan einlädt.
Das Pendant zu Pakistan [does not] exist ist Angst machen-Platz nehmen. Dieser Abend geht, frei nach Adam Curtis’ preisgekrönter BBC-Reihe The Power of Nightmares, den bizarren Konzepten und Strategien von Machtausübung durch Angstpolitik auf den Grund. Auf der einen Seite ein neuer konservativer Wille zur Macht, im Namen einer zum Fetisch geronnenen Sicherheit. Auf der anderen das Phantasma von der Rückkehr zu einem reinen Ursprung der Kultur des Islam. Erzählt wird die Geschichte eines Krieges, der irgendwann während des kalten Krieges mit lokalen Scharmützeln begonnen hat und der mit 9/11 einen symbolischen Höhepunkt erreicht. Von da an werden alle Spielregeln geändert.
Die filmische Vorlage wird performativ übersetzt und weitergetrieben. Eine Schauspielerin und ein Live-Zeichner spielen und zeichnen die historische Dimensionen und die Konsequenzen der politischen Instrumentalisierung von Angst nach. Dem entgegen und wiederum als Antwort auf diese Funktionalisierung der Gefühle und Affekte der Menschen steht am Ende des Abends der Aufruf zur Platz-Nahme. Ein Akt der Befreiung.
“I tell my mum, do not believe what I write.”
Chris Brummitt, Korrespondent AP (Associated Press) 18.03.2012, Islamabad
Pakistan [does not] exist
Von Dirk Cieslak, Annett Hardegen und Ayat Najafi.
Mit Johannes Dullin
Premiere Di. 11. September 2012 [at] Vierte Welt | 20:00
Weitere Vorstellungen: Fr. 14. / Fr. 21. / Do. 27. / Sa. 29. September | 20:00
Do. 11. / Sa. 20. / Do. 25. Oktober 2012 | 20:00
Angst machen - Platz nehmen
Frei nach Adam Curtis, „The Power of Nightmares“
Mit Judith von der Werff und Daniel Freymüller
Premiere Do. 20. September 2012 [at] Vierte Welt | 20:00
Weitere Vorstellungen: Sa. 22. / Fr. 28. September | 20:00
Fr. 12. / Sa. 13. / Fr. 19. / Fr. 26 / Sa. 27. Oktober | 20:00
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Rahmenprogramm
“In this country you are passionate or corrupt…“
Pakistan zwischen den Extremen, eine Annäherung. Zu Gast: Jorge Scholz
30. September | 20:00 [at] Vierte Welt
Arbeiten im ideologischen Feld
Wir sprechen über Adam Curtis. Zu Gast: Christoph Hochhäusler
5. Okt. | 30. September | 20:00 [at] Vierte Welt