Sibylle Bergs Texte und Stücke sind seit Längerem geprägt von dieser Thematik. Gemeinsam mit dem Kurator Raphael Gygax vom migros museum für gegenwartskunst Zürich entwickelte die Schriftstellerin die Idee für einen schönen Abend, der bildende Kunst, Literatur und Theater zusammenbringt: «Von denen die überleben / Of those who will survive».
Das Projekt in der Halle 2 im Schiffbau gliedert sich in drei Hauptteile auf. Jeder der drei bildenden Künstler (Jon Pylypchuk, Mathilde ter Heijne, Gabríela Friðriksdóttir) arbeitete mit einem Schriftsteller (Sibylle Berg, Erwin Koch und Jeremias Gotthelf) zusammen – im letzteren Fall mit einem bereits existierenden Text. Die Texte von Sibylle Berg und Erwin Koch sind im Zuge der Zusammenarbeit neu entstanden.
«Mosuo»
Erwin Koch / Mathilde ter Heijne
Die holländische Künstlerin Mathilde ter Heijne untersucht mit ihrer Text-Raum-Installation das Überleben einer matrilinearen Gesellschaftsstruktur im Südwesten Chinas, derjenigen der Mosuo. Eine besondere Eigenschaft dieser Ethnie ist es, dass sie keine Ehe zwischen Mann und Frau kennt. So musste die Ethnie nicht nur gegen die traditionellen Moralvorstellungen und den Sozialismus der Volksrepublik China ankämpfen, sondern muss sich heute zusätzlich gegen einen ansteigenden Sextourismus mit all seinen Nebeneffekten zur Wehr setzen. Gegenübergestellt spielen sich Szenen einer Schweizer Ehe ab, die der Schriftsteller und Journalist Erwin Koch recherchiert hat.
«Übergabe-Protokolle»
Sibylle Berg / Jon Pylypchuk
Das zweite Duo bilden die Schriftstellerin Sibylle Berg und der kanadische Künstler Jon Pylypchuk. Dazu hat sich die Autorin für ihren Text von den Arbeiten des Kanadiers inspirieren lassen. In seinen narrativen Skulpturen, Zeichnungen und Collagen – meist aus einfachen Materialien wie Zahnstochern, Glitzerzeug, Leim, Pappe, Holzstücken gefertigt – greift Jon Pylypchuk auf modernistische psychoanalytische Auffassungen des Unbewussten zurück und vermischt diese mit einem tragikomischen Totemismus. Seine seltsam vertraute Figurenwelt, halb Tier oder Insekt, halb Mensch, verbildlicht immer wieder aufs Neue den alltäglichen Existenzkampf.
«Die schwarze Spinne» nach Jeremias Gotthelf
Gabríela Friðriksdóttir / Erna Ómarsdóttir
Die isländische Künstlerin Gabríela Friðriksdóttir wird, ausgehend von Jeremias Gotthelfs Novelle «Die Schwarze Spinne», eine Installation schaffen, die von der international bekannten Tänzerin Erna Ómarsdóttir bewohnt werden wird. Die Musik für diesen Teil stammt vom Komponisten Jónas Sen.
Regie führt der Zürcher Regisseur Niklaus Helbling, der bereits einige Stücke von Sibylle Berg uraufgeführt hat, zuletzt das Musical «Wünsch dir was» im Jahr 2006. Schauspieler aus dem Ensemble sowie Gäste wirken am Abend mit. Musikalisch führt die Schweizer Sängerin Sina durch den Abend.
Die Produktion ist nur bis und mit 29. September zu sehen.
Eine gemeinsame Produktion des migros museum für gegenwartskunst Zürich und des Schauspielhauses Zürich
Info/Vorverkauf: +41 (0) 44 258 77 77 – www.schauspielhaus.ch