Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
URAUFFÜHRUNG: „ÜBER TIERE“ von Elfriede Jelinek im Burgtheater WienURAUFFÜHRUNG: „ÜBER TIERE“ von Elfriede Jelinek im Burgtheater WienURAUFFÜHRUNG: „ÜBER...

URAUFFÜHRUNG: „ÜBER TIERE“ von Elfriede Jelinek im Burgtheater Wien

Premiere ist am 4. Mai 2007 im Kasino.

 

ÜBER TIERE verbindet die Rede eines „liebenden Ichs“ mit Auszügen aus polizeilich aufgezeichneten Verkaufsgesprächen einer Wiener Escort-Agentur (2005 ein Skandal, da sich auch Parlamentsangehörige und Staranwälte unter der Klientel fanden).

 

1986 veröffentlichte Elfriede Jelinek ihren Text "Begierde & Fahrerlaubnis (eine Pornographie)". Sie kündigte ihn an als "Erster Text von vielen ähnlichen". Tatsächlich hat sie ihn nun nach zwanzig Jahren mit "Über Tiere" explizit fortgeschrieben. Ihr Tonfall hat sich radikal verändert. In diesem Text findet sich ein liebendes Ich in den Fängen der Redseligkeit wieder, die Wunden betastend, die das Verlangen beibringt.

 

Das erweist sich als unheilbar. Im Verlauf schwillt die Rede zu einem vielstimmigen Sprechen an. Eingeflochten finden sich Fetzen von polizeilich aufgezeichneten Verkaufsgesprächen einer noblen Wiener Escort-Agentur, die junge, zum Teil noch minderjährige Mädchen aus Osteuropa als Lustsklavinnen an betuchte Kunden vermittelt. Der Fall geriet 2005 zum Skandal, weil sich auch Parlamentsangehörige und Staranwälte unter der Klientel fanden.

 

Inszeniert wird die Uraufführung vom Schweizer Theatermann, Musiker und Komponist Ruedi Häusermann, der in seinen Projekten über viele Jahre hinweg eine eigene, musiktheatralische Sprache entwickelt hat. Vielfach wurde er bereits dafür ausgezeichnet und zu Festivals eingeladen (u.a. zu den Zürcher Festspielen, den Münchner Opernfestspielen, dem steirischen herbst und zur Bonner Biennale). Sein Interesse gilt dem ausgefeilten, musikalischen Kompositionszentrum, aus dem Jelinek ihr Sprechen entwickelt.

 

Gemeinsam mit der Schauspielerin SylvieRohrer und zwölf Pianinos entwickelt sich ein ungewöhnliches Konzert, in dem sich der Jelinekschen Sprachpartitur eine zweite, eigenständige Klangwelt gegenüberstellt. In dem Aufeinandertreffen dieser beiden Kompositionen an ihren Nahtstellen, stellt sich eine besondere Schärfe ein, sowohl für die sinnliche Qualität des Textes, als auch für das, was in ihm so schmerzhaft verhandelt wird: wie sich ein sprechendes Ich im Diskurs der Liebe mit all seinen Matrizen seinen Ort sucht.

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑