Vor zwei Jahren floh Eli mit seiner Familie nach Österreich. Seitdem wartet die Familie, hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen, in einer Flüchtlingspension auf die Beantwortung ihres Asylantrags. Eli gilt in seiner Heimat als Staatsfeind, da er als Krankenpfleger auch Widerstandskämpfer verarztet hat. Obwohl er nun in Sicherheit ist, lässt ihn die Vergangenheit nicht los. Als sein in der Heimat lebender Bruder als Geisel genommen wird, um gegen ihn ausgetauscht zu werden, steht Eli vor der Wahl, sich seinen Feinden zu stellen und sein Leben zu verlieren – damit aber die Familienehre zu retten – oder in Österreich zu bleiben und den Bruder zu opfern. Mit dem Eintreffen des langersehnten positiven Asylbescheids verschärft sich Elis moralisches Dilemma. Er weiß, dass den Seinen ohne ihn die Abschiebung droht. Die geringe Chance, seinen Bruder in der Heimat zu retten, bedeutet gleichzeitig, seine Familie hier zu opfern. Julya Rabinowich stellt in ihrem Stück Tagfinsternis die Frage nach Identität, Verantwortung und der Bedeutung von Tradition.
Geboren in St. Petersburg, lebt Julya Rabinowich seit 1977 in Wien. Für den Roman Spaltkopf, der sie 2008 schlagartig bekannt machte, wurde sie u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Es folgten die Romane Herznovelle (2011) und Die Erdfresserin (2012) sowie zahlreiche Stipendien, darunter das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Bislang wurden sechs ihrer Theaterstücke uraufgeführt, zuletzt Auftauchen. Eine Bestandsaufnahme. Die vielseitige Künstlerin, die auch Malerei und Philosophie studierte, arbeitet immer wieder als Simultandolmetscherin bei Psychotherapie- und Psychiatriesitzungen von AsylwerberInnen. Diese Gespräche beschäftigen die Autorin nachhaltig: Ich habe sehr viel mit Flüchtlingen zu tun. Da tragen alle Familien griechische Tragödien mit sich herum. Jede davon wäre theoretisch buch- oder theaterreif.
Regie führt Markus Schleinzer, der 2011 mit Michael sein Debüt als Filmregisseur gab. Mit seinem ersten Film, für den er auch das Drehbuch schrieb, gewann Markus Schleinzer zahlreiche Preise, darunter den Max-Ophüls-Preis und den Wiener Filmpreis, zudem erfolgte eine Einladung zu den Filmfestspielen in Cannes. Katrin Huber und Gerhard Dohr, die mit Michael 2012 den Diagonale-Filmpreis für das beste Szenenbild gewannen, werden bei Tagfinsternis die Ausstattung übernehmen.
mit
Katharina von Harsdorf, Marion Reiser, Michael Scherff, Lisa Weidenmüller
Regie
Markus Schleinzer
Ausstattung
Gerhard Dohr, Katrin Huber
Sa 18.01.2014 19:30
Mi 22.01.2014 19:30
Do 23.01.2014 19:30
Sa 01.02.2014 19:30
Fr 21.02.2014 19:30