Auf der einen, der europäischen Seite, herrscht radikaler Stillstand: Ein urlaubendes Paar kämpft um den Fortbestand seiner Beziehung. Auf der anderen, der afrikanischen Seite, rasante Bewegung: Eine Frau kämpft um den Fortbestand ihrer nackten Existenz. Beide Kämpfe werden erfolglos ausgetragen, nur einer davon wird tödliche Folgen haben. Während das Paar sich in endlosen Vorwürfen aufreibt, sein
gemeinsames Leben also schon vom Ende aus betrachtet werden muss, steht die junge Frau am Anfang
eines ungewissen neuen Lebens. Stagnation trifft auf Raserei – und Verzweiflung auf Gleichgültigkeit.
Wie soll und kann man noch eine sinnstiftende, erfüllte Existenz führen angesichts globaler Desaster?
Wie das eigene saturierte Leben ertragen können im Wissen um das Elend der Welt? Anja Hillings
Stück ist weder Ehe- noch Flüchtlingsdrama, vielmehr ein Rausch der Körper, Töne, Materialien, eine
Widerrede im Angesicht des Universums. Diesem Exzess des Schmerzes verschaffen die deutschen
Elektro-Avantgardisten Mouse on Mars eine polyrhythmisch pulsierende Klanggrundlage, in der – wie in
der klassischen Form des musikalischen Melodrams – der Text nicht gesungen, sondern kompositorisch
immer wieder kommentiert, überlagert, konterkariert wird.
Mit
Franziska Hackl Ricarda
Charlotte Müller Lou
Thiemo Strutzenberger Ralf
und Thomas Mahmoud Musik
Regie: Felicitas Brucker