Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Sei nicht du selbst!" Aus der Reihe »How to Win Friends and Influence People«, Teil 2 von Boris Nikitin, Schauspielhaus GrazUraufführung: "Sei nicht du selbst!" Aus der Reihe »How to Win Friends and...Uraufführung: "Sei nicht...

Uraufführung: "Sei nicht du selbst!" Aus der Reihe »How to Win Friends and Influence People«, Teil 2 von Boris Nikitin, Schauspielhaus Graz

Premiere am 6. Oktober 2013 um 20 Uhr, Probebühne. -----

»Der größte Trieb in der menschlichen Natur ist der Wille, bedeutend zu sein.« Dieser Satz des US‐amerikanischen Philosophen John Dewey bildet die Grundlage zu Dale Carnegies Buch How to Win Friends and Influence People (1936), einem Klassiker der Motivationsliteratur.

Carnegie beobachtet, dass uns Kommunikation und Gemeinschaft, in Folge auch beruflicher Aufstieg, nur dann gelingen, wenn wir diesem Bedürfnis Rechnung tragen. Wenn wir uns aufrichtig für den Anderen interessieren, aufmerksam zuhören, ihm dann und wann ein Lächeln schenken.

 

Auf diesem Prinzip basieren die meisten Formen von Peergroups und Cliquen, von Wahlgemeinschaften und Selbsthilfegruppen, die an Bedeutung gewinnen, je schneller sich traditionelle Formen kollektiver Sinnstiftung in Nichts auflösen.

 

»Sei du selbst!«, hieß der Schlachtruf der Neunziger‐ und Nullerjahre. Das autonome Selbst war Ziel und Paradigma einer sich nach Individualität sehnenden Gesellschaft. Kunst wie Kommerz setzten auf den authentischen Menschen als Rollenmodell für Freiheit und Emanzipation. Mittlerweile verbreitet sich Katerstimmung. Philosophen wie Robert Pfaller und Byung‐Chul Han fordern wieder ein Recht auf Fiktion: weg vom Zwang zur Authentizität, mehr Spiel, mehr Verschleierung, mehr Illusion. Sei nicht du selbst!

 

»Wir sind dabei, uns umzubauen, als Individuen wie als Gemeinschaft. Dinge, die selbstverständlich waren, sind brüchig geworden. Was stellen wir jetzt mit den Fragmenten an? Wir haben die einzigartige Möglichkeit, uns selbst umzuprogrammieren und unser Leben, wie wir es bis zu diesem Punkt geführt haben, radikal loszulassen – inklusive unsere Zukunftsvorstellungen. Der letzte Glaube ist der Glaube an eine Fiktion. Wir müssen uns selbst ermächtigen.« (Boris Nikitin)

 

Der Schweizer Theatermacher Boris Nikitin hat zuletzt am Schauspielhaus Graz in Bartleby oder Sicherheit ist ein Gefühl die Widerstandskraft des Einzelnen befragt und sich am Theater Freiburg mit der Gemeinde der Mormonen auf die Suche nach Gott begeben. In seiner neuen Arbeit, einer Koproduktion von Schauspielhaus Graz und dem steirischen herbst, fordert er angesichts des Paradigmenwechsels die gemeinschaftliche Radikalisierung: Wie werden wir handlungsfähig? Wie bringen wir uns wieder in die Lage, Entscheidungen zu treffen, die wirklich welche sind?

 

Regie & Konzept Boris Nikitin

Ausstattung & Konzept Matthias Meppelink

Dramaturgie Flori Gugger, Kira Kirsch

Mit Thomas Frank, Adrian Gillott, Lorenz Kabas, Katharina Klar,

Julian Meding

 

Koproduktion Schauspielhaus Graz, steirischer herbst, Kaserne Basel und

Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr

 

Weitere Vorstellungen am 7., 8., 24. und 29. Oktober, jeweils 20 Uhr sowie ab

November

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPÄTROMANTISCHER ZAUBER -- 7. Kammerkonzert des Staatsorchesters "Zwischen Wien und Budapest" in der Liederhalle STUTTGART

Nach der Uraufführung seines Bläserquintetts in Es-Dur im Jahre 1784 im Wiener Burgtheater berichtete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold von dem "ausserordentlichen beyfall", den dieses Werk…

Von: ALEXANDER WALTHER

Gebrochene Herzen -- "Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading" nach Oscar Wilde von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders im Schauspielhaus Düsseldorf

Oscar Wilde war zu seinen Lebzeiten ein gerühmter Dramatiker und Dichter, bekannt auch wegen seiner vielen gewitzten Bonmots, die noch heute vielfach für Werbeanzeigen benutzt werden. Darüber hinaus…

Von: Dagmar Kurtz

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT -- Neue CD: Giacomo Puccinis "Le Villi" bei BR Klassik

Die Uraufführung der Originalfassung von Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Le Villi" am 31. Mai 1884 wurde ein großer Erfolg. Interessant ist bei diesem Frühwerk das Faible für den Tanz. Das Ergebnis…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE HIMMLISCHEN FREUDEN -- Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra mit Brahms und Mahler im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Aktuell gastiert das von Teodor Currentzis gegründete Utopia Orchestra mit dem zweiten Klavierkonzert op. 19 von Johannes Brahms und der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler. So waren die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑