Der aus dem Hamsterrad des Lebens aussteigen will, vom angepassten, unscheinbaren Jasager zum erklärten Unruhestifter und Störfall wird und die eigene Fassade sowie die seiner Umwelt zum Einstürzen bringt.
Der Schweizer Regisseur, der mit Filmen wie „Meschugge“ oder „Alles auf Zucker“ zu einem der renommiertesten und erfolgreichsten Schweizer Filmemachern gehört, stellt sich damit erstmals dem Zürcher Theaterpublikum vor. Im Zentrum seiner Komödie steht Balz Häfeli. Sein 50. Geburtstag bringt die Wende im Leben des angepassten Durchschnittsbürgers und gelangweilten Familienvaters, in dem er schon lange keine Rolle mehr spielt und längst andere das Ruder übernommen haben. Als er 50 wird, scheint sich auf einmal alles gegen ihn verschworen zu haben: Sein jüngster Sohn, Fredi, verabscheut ihn, weil er ihn bei einer allzu intimen Situation erwischt hat, der Bürgermeister aus Wohlstadt, Vater von Balz, hält eine schamlose Rede auf ihn, von seinem neuen Nachbarn erfährt er, dass dieser und nicht er den langersehnten Abteilungsleiterposten bekommen hat und obendrein legt sich ihm der Verdacht nahe, dass seine notorisch untreue Ehefrau nicht einmal vor dem Schwiegervater, seinem eigenen Vater Halt gemacht hat.
Am nächsten Morgen ist Balz nicht mehr derselbe. Er steigt aus, macht nicht mehr mit. Seiner Familie und seiner Arbeit kehrt er den Rücken zu. Er zieht vom Haus in den Gartenschuppen und macht nur noch das, wozu er gerade Lust hat. Und das sind so gar keine Dinge, die einem Bürger aus Wohlstadt entsprechen, z.B. einzig mit der Schweizer Fahne bekleidet durch den Garten zu tanzen oder Muezzingesänge zu üben. Die Gemeinde, allen voran sein Vater, ist entsetzt. Die Ordnung, der Ruf steht auf dem Spiel. Der Unruhestifter kommt für kurze Zeit in Untersuchungshaft. Während Vanessa, Balz’ Tochter, die wunderliche Wandlung ihres Vaters scheinbar teilnahmslos mit der Kamera festhält,
will Urs, der Älteste, den Vater zur Vernunft zwingen.
Eine Leiterin der Psychiatrischen Klinik wird hinzugezogen, um dieser aufkommenden Bedrohung – die Nachbarn befürchten Krieg – Herr zu werden. Nur Balz’ Frau, Rosa Häfeli, nimmt es gelassen und findet wieder Gefallen an ihrem Mann. Auch Fredi und sein Vater kommen sich wieder näher. Als Balz mit Hilfe von Jenni, Urs’ Freundin, über Live-Blog ein neues Königreich ins Leben ruft, bei dessen Aufnahme man seine Schweizer Nationalität abgeben muss, haben die Wohlstädter endgültig genug. Der Störenfried muss weg, und zwar endgültig, notfalls auch mit Gewalt …
Dani Levy, geboren 1957 in Basel, spielte Theater in Basel und Berlin und wurde beim Schweizer Fernsehpublikum bekannt als Küchenbursche Peperoni in der Serie „Motel“. 1986 legte er mit „Du mich auch“ sein Regiedebüt beim Film vor – es folgten zahlreiche Filme, zu denen er meist auch das Drehbuch schrieb, u.a. „RobbyKallePaul“, „Meschugge“, „Alles auf Zucker!“ (ausgezeichnet u.a. mit dem Deutschen Filmpreis für die beste Regie und das beste Drehbuch), „Mein Führer – die wirklich
wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ oder „Das Leben ist zu lang“. Am Theater Basel inszenierte Dani Levy mit „Freie Sicht aufs Mittelmeer“ ein Strassenstück auf den Spuren der Jugendunruhen in den 80er-Jahren.
SCHWEIZER SCHÖNHEIT
Eine fundamentalistische Komödie von Dani Levy
Regie Dani Levy
Bühne Henrike Engel
Kostüme Sabine Thoss
Licht Markus Keusch
Video Andi A. Müller
Musik Jojo Büld
Dramaturgie Gwendolyne Melchinger
Mit:
Balz Häfeli Michael Neuenschwander
Rosa Häfeli, seine Frau Miriam Maertens
Urs, der älteste Sohn Johannes Sima
Jenny, seine Verlobte Carol Schuler
Vanessa, die Tochter / Prof. Nele Zumbühl Dagna Litzenberger Vinet
Fredi, der jüngste Sohn Joshua Maertens, Marc Baumann
Max Brenner, der Nachbar Thomas Loibl
Lieselotte Brenner, seine Frau Susanne-Marie Wrage
Dr. Ueli Rohrer, Vater von Balz und Bürgermeister von Wohlstadt Pierre Siegenthaler
Ursula Rohrer, seine Frau, Mutter von Balz / Dr. Evelyne Moser-Dreyfus Margot Gödrös
Klaus Ernst, Freund von Balz / Beat Ricotta / Ein Polizeioffizier Nicolas Rosat
Weitere Vorstellungen im Pfauen
24. Februar; 4., 5., 7., 11., 13., 17., 23., 28. März, jeweils 20 Uhr
22. Februar; 29. März, jeweils 19 Uhr
15. März, 15 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.